Simone Weinmann: Die Erinnerung an unbekannte Städte

Nathanael darf nicht mehr zur Schule gehen. Seine Mutter möchte nicht, dass man ihn mit irgendwelchen Wissenschaften behelligt. Stattdessen soll der 15-Jährige ein Priester werden. Das aber will er auf keinen Fall – er möchte viel lieber Lehrer werden. Allerdings gibt es keine Universitäten mehr.
Genau genommen: Eigentlich gibt es gar nichts mehr so richtig. Kein Strom. Kein Internet. Keine Autos. Alle modernen Errungenschaften sind Geschichte. Nur noch die bloße Existenz der Menschen, die noch da sind, zählt noch.
Nathanael aber hat gehört, dass man in Italien sehr wohl wieder studieren kann. Er beschließt, das Dorf zu verlassen – und seine Mitschülerin Vanessa will mit. Sie laufen los und müssen sich durch fremde Gegenden schlagen.

Simone Weinmann schreibt in ihrem Roman über „Die Erinnerung an unbekannte Städte“. Sie beschreibt ein düsteres Szenario. Wobei, genau genommen beschreibt sie das Szenario danach. Der Roman spielt 2045, was man eigentlich nur aus dem Klappentext erfährt. Was genau wann passiert ist, wird nur angedeutet und vermutet. Die Katastrophe selbst wird nicht beschrieben. Stattdessen beschränkt sich die Autorin darauf, zu zeigen, wie die Menschen nun leben. Wieder recht karg, wie vor der Industrialisierung.
Weil man mit dem fehlenden Ausgangswissen etwas alleine gelassen wird, ist die Handlung zwar durchaus interessant, sie reißt aber nicht mit.
Dass der Glaube wieder eine Rolle spielt, überrascht nicht.
Spannender wird es, als sich die beiden Jugendlichen auf den Weg machen und der Lehrer ihnen später folgt.
Wir erleben die Verteidigung eigener Gebiete, Grenzübertritte, verschiedene Währungen und Gesetze.
Schade, dass Simone Weinmann nicht nur offen lässt, was eigentlich passiert ist, sondern auch, dass sie ihre Geschichte am Ende ebenso offen lässt. Als Leser wird man damit leider nicht so richtig glücklich.

Simone Weinmann: Die Erinnerung an unbekannte Städte
Kunstmann, 271 Seiten
6/10


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