SO 03.08.2025 | 18.00 Uhr | Das Erste
Nach dem Sommerinterview mit Alice Weidel von der AfD, das von einer Demonstration im Hintergrund akustisch gestört worden war, hieß es seitens der ARD, dass man darüber nachdenke, wie so etwas verhindert werden könnte.
Man entschied sich für den schlechtesten Weg: für Intransparenz und gegen die Live-Teilhabe der Zuschauer mit der Möglichkeit, darauf einzugehen, was im Sommerinterviews gesagt worden ist.
Am Sonntag war der Vorsitzende der Grünen, Felix Banaszak zu Gast. Erneut sendete man von der Terrasse über der Spree. Aber es blieb ruhig, obwohl erneut eine Demo angekündigt worden war. Dennoch blieb es beim Sommerinterview im Ersten sehr ruhig.
Kein Wunder – das Interview war bereits am Morgen oder Vormittag aufgezeichnet worden. Und im Gegensatz zum Weidel-Talk machte die ARD vorher nicht bekannt, wann er stattfindet. Im Gegenteil: Man führte die Menschen sogar in die Irre.
Auch diesmal ist das Sommerinterview von „Tagesschau Together“ bei Twitch und Youtube begleitet worden. Vor zwei Wochen ging der Stream zu dem Zeitpunkt live online, zu dem Weidel angekündigt war. Die Startzeit war bekannt.
In dieser Woche gab man an, „Tagesschau Together“ würde um 16.45 Uhr beginnen. Man konnte also davon ausgehen, dass das Live-Gespräch entweder gegen 17 Uhr beginnt oder eben sogar live im Ersten um 18 Uhr.
War aber nicht so. Denn live war diesmal gar nichts.
Bei „Tagesschau Together“ durften die User stattdessen nur das aufgezeichnete Sommerinterview kommentieren und im Anschluss das ebenfalls aufgezeichnete „Q&A“, in das so natürlich keine aktuellen Fragen mehr einfließen konnte.
Somit fielen auch die Backstage-Schalten weg, und der ganze Live-Charakter war dahin.
So also will die ARD die Demos umgehen – in dem sie einfach wieder intransparent wird. Das ARD-Hauptstadtstudio spricht von „Sicherheitsvorkehrungen“.
Unterschiedliche Aufnahmezeitpunkte seien gängige Praxis bei den „Sommerinterviews“, sagte eine ARD-Sprecherin dem „Spiegel“. Der Sender wolle nicht Protestierende täuschen. Die Sprecherin weiter: „Die jeweilige Aufzeichnungszeit der Interviews variiert, wie in den vergangenen Jahren auch, von Gast zu Gast.“
Und das stimmt sogar, verschweigt aber völlig den Kern des Ganzen. Denn zu den unterschiedlichen Aufnahmezeitpunkten wurde dennoch 2024 immer live übertragen, auf tagesschau24 und auf Youtube. Auch das Q&A, das letztes Jahr noch „Frag nach“ hieß, wurde im Anschluss live gezeigt.
Heißt: Ja, die Startzeiten waren unterschiedlich, aber eben auch immer bekannt. Und doch sind die Protestierenden natürlich getäuscht worden. In dem man noch vor zwei Wochen offenlegte, wann die Aufzeichnung (bzw die Live-Übertragung auf tagesschau24, bei Twitch und Youtube) ist – und diesmal eben nicht mehr.
Sorry, ARD, aber das ist wirklich ganz schwach, und wenn dem Sender keine anderen „Sicherheitsvorkehrungen“ einfallen außer eben die Zuschauer zu täuschen, dann ist das schlicht ein Witz.
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