Gute fünf Wochen, 713 Kilometer. Tobias Schlegl und seine Mutter Sieglinde sind den Jakobsweg gelaufen. Von Pamplona bis Santiago de Compostela.
2001 ist Hape Kerkeling diesen Pilgerweg gelaufen, und 2006 ist sein Buch über diese Erfahrung erschienen.
Tobias Schlegl wandelt also gleich doppelt auf den Spuren Kerkelings.
Dass er auf dem Jakobsweg unterwegs ist, war nicht gerade sein Traum. Er begleitete seine Mutter, 73 Jahre, die sich das gewünscht hatte. Aber ihm war auch klar, dass es wahrscheinlich die letzte Chance ist, ihr fünf Wochen lang so nah zu kommen.
Und so ist „Leichtes Herz und schwere Beine“ weniger ein Buch über den Jakobsweg, sondern eher über ein ungleiches Paar, das sich auf dem Weg zusammenraufen und zusammenreißen muss.
Denn natürlich, und das müssen ja alle Pilger durchmachen, ist das alles die Hölle. Tobias hat eine riesige Blase am Fuß, Sieglinde kämpft mit den Herbergen, in denen Dutzende Menschen beengt schlafen.
Es geht aber eben auch um die Beziehung der beiden. So fragt der Sohns eine Mutter immer wieder Dinge, der er schon immer wissen wollte. Über ihre Träume, die vielleicht unerfüllt blieben, über seine Kindheit.
Interessanterweise erfährt man im Buch vor allem einiges über Schlegls Mutter, Tobias selbst hält sich erstaunlich bedeckt. Sein Privatleben spielt gar keine Rolle, es wirkt, als habe er gar keins, das erzählenswert ist. Das mag so gewollt sein, ist aber wegen der ansonsten persönlichen Note der Wanderung und des Buches aber sehr schade.
Wie überhaupt manchmal die Erzählung ein bisschen tiefergehend sein könnte.
Hin und wieder erfährt man im Buch aber Aspekte des Jakobsweges, die bislang gar nicht so bekannt waren – zum Beispiel die Frage, warum in der Kathedrale von Santiago de Compostela das berühmte Weihrauchfass nicht immer geschwungen wird. Da habe ich wirklich gestaunt…
Tobias Schlegl: Leichtes Herz und schwere Beine – Mit Mama auf dem Jakobsweg
Piper, 242 Seiten
7/10
Schreibe einen Kommentar