Plentz im Friedenstreck nach Israel

Der Bäckermeister aus Schwante reist mit einer größeren Gruppe, Kutschen und 20 Pferden nach Jerusalem – Bis Weihnachten soll die Reise dauern – Verabschiedung am Brandenburger Tor

MAZ Oberhavel, 12.5.2025

Schwante/Berlin.
30 Menschen haben sich am Donnerstagmittag auf den Weg von Berlin nach Jerusalem begeben. Bis Weihnachten wollen sie in Israel sein. Ihre Mission: Frieden. Mit sieben Kutschen und 20 Pferden wird die Gruppe mehr als 4800 Kilometer und durch 14 Länder reisen, um die aus Militärschrott gegossene Friedensglocke zur „Hand in Hand Schule“ in Jerusalem zu bringen. Dort wachsen Kinder aus muslimischen, jüdischen und christlichen Familien miteinander auf, sie leben und lernen zusammen.

Einer von den 30 Menschen, die nun nach Israel unterwegs sind, ist Karl-Dietmar Plentz. Der Bäckermeister aus Schwante wird nicht die ganze Zeit, aber doch die überwiegende Zeit den Treck begleiten. „Wir sind mit Pferden unterwegs, um den Friedensgedanken in die Welt zu tragen“, sagte er. Die ersten Etappen der Tour stehen fest. „Die sind perfekt vorbereitet“, so Plentz am Donnerstag in Berlin.

Eine der ersten größeren Stationen in der kommenden Woche ist die Kulturhauptstadt Chemnitz. Dann geht es weiter durch Tschechien und Ungarn. „Das ist auch schon ganz gut vorbereitet.“ Ein Netzwerk von Pferdefreunden und Kirchengemeinden werde dafür genutzt. Im weiteren Verlauf der Tour gebe es eine Vorhut, die immer drei Tage im Voraus unterwegs sei. „Das ist alles nicht minutiös zu planen“, erklärt der Schwantener.
„Wir haben erlebt, wie sich die politische Lage geändert hat, sodass die ursprüngliche Route geändert werden musste.“ Es werde wohl nicht möglich sein, durch die Türkei zu fahren, stattdessen gehe es durch Griechenland. „Je näher wir dem Ziel kommen, gibt es unterschiedliche Optionen.“
Wie der Friedenstreck letztlich in Israel ankomme, sei offen. Möglich sei eine Schifffahrt, möglich sei auch, ohne Pferde mit dem Schiff zu fahren und dann in Israel Pferde dazu zu holen. Zur Not müsse geflogen werden. Derzeit ist die Lage in Nahost sehr kritisch. „Als wir die Tour geplant haben, war Frieden in Nahost, und dass es so kommt, haben wir nicht geahnt. Dann haben wir aber überlegt: In Friedenszeiten für den Frieden zu sein, ist einfach. Aber wir wollen unsere Stimme erheben, um den Friedensgedanken in die Welt zu tragen.

An jeder Station, an jedem Abend gebe es dasselbe Prozedere. „Wir kommen abends an, versorgen die Tiere, brechen ein Friedensbrot aus unserer Bäckerei, teilen das.“ Das sei eine „tolle internationale Sprache.“ Wenn es passe, werde ein Segensgebet für die Stadt gesprochen. Es handele sich dabei aber nicht um eine christliche Mission. Das ist am Donnerstag vor dem Brandenburger Tor in Berlin auch noch mal betont worden. Es sei eine Friedensmission.

Getragen wird die Aktion vom Verein Friedensglocken mit Sitz in Bad Belzig. Der Verein macht es sich zur Aufgabe, den Friedensgedanken durch Völkerverständigung in die Welt zu tragen. Getreu dem Bibelwort – „Jaget dem Frieden nach!“ – treten die Mitglieder für den Frieden zwischen den Menschen ein und tragen diesen Friedensgedanken in die Welt.
In der Tradition der Friedensverständigung wolle der Verein mit möglichst vielen Menschen verschiedenster Religionen in vielen Ländern mithilfe der Pferde und Kutschen sowie der Friedensglocke ins Gespräch kommen.
„Wir fahren etwa 25 Kilometer am Tag, das ist tierschutzgerecht, dann sind die Pferde richtig gut in Trapp.“ Gut 240 Tage soll die Tour dauern – also etwa bis Weihnachten.

Zwei Konflikte spielen beim Friedenstreck eine Rolle. Zum einen der Israel-Palästina-Krieg. „Ich erlebe, dass in persönlichen Begegnungen eine große Sehnsucht nach Versöhnung und Frieden da ist, bei den ganz normalen Leuten.“
Zum anderen ein Konflikt mit der Tierschutzorganisation Peta. Sie hatte dazu aufgerufen, auf die Pferde bei der Tour zu verzichten. Tierschutzorganisationen seien wichtig, so Karl-Dietmar Plentz. „Wir haben unterschiedliche Standpunkte.“ Man halte sich an europäisches und deutschen Tierschutzrecht. „Ich erlebe, dass unsere Pferdefreunde die Pferde wie Familienmitglieder behandeln und sie lieben und pflegen. Er verweist zudem auf eine Jahrtausende alte Kultur, in der Menschen und Pferde zusammenarbeiten. Karl-Dietmar Plentz begleitet die Tour vor allem in der Öffentlichkeitsarbeit. „Ich kümmere mich nicht um die Pferde, sondern um die Menschen. Ich bin Einkäufer. Ich kann alles besorgen.“

Das Interesse am Donnerstag am Brandenburger Tor war groß – auch wegen der Symbolik, gerade am 8. Mai zu starten, dem 80. Jahrestag des Kriegsendes in Deutschland. Der Bundestagsvizevorsitzende Bodo Ramelow (Linke) schaute zum Start auch vorbei. „Wir brauchen das an einem Tag wie heute – ein Friedensbekenntnis“, sagte er. „Kanonen sollten in Glocken verwandelt werden. Mögen eure Pferde euch gut geleiten.“

Karl-Dietmar Plentz wird nun eine Weile unterwegs sein, für diverse Verpflichtungen wird er hin und wieder zurückkommen, aber im Großen und Ganzen wird er bis Anfang 2026 unterwegs sein. Bis dahin war einiges zu erledigen – zum Beispiel der Generationenübergang im Unternehmen, der Bäckerei Plentz. Am Freitag der vorigen Woche hat Plentz sein Büro geräumt. Für ihn ein mulmiger, aber doch lange geplanter Moment.

Auch für seine Familie ist die Zeit aufregend. Seine Frau Agnes wird ihn voraussichtlich in Ungarn begleiten. Die Familie war am Donnerstag bei der Sendung des Trecks mit dabei.
Tochter Emelie Albe sagte am Brandenburger Tor: „Wir werden ihn sehr vermissen, aber wir unterstützen ihn unheimlich bei diesem tollen Projekt.“ Das sei etwas, was man einmal im Leben mache. „Ich würde am liebsten selber Heiligabend mit in Jerusalem feiern.“ „Ich bin im Moment ganz schön glücklich“, sagte Karl-Dietmar Plentz nach der Zeremonie in Berlins Mitte. Die Anspannung sei gesunken. „Berlin hat uns umarmt mit der Friedensidee.“
Der Start selbst verlief etwas holprig. Die Kutschen fuhren vom Pariser Platz einzeln los, ohne Eskorte der Polizei. Das sorgte für etwas Chaos. Unterwegs sei beim Glockenwagen eine Bremsscheibe gebrochen. Hoffentlich kein schlechtes Omen für die Tour.


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Eine Antwort zu „Plentz im Friedenstreck nach Israel“

  1. […] Am 8. Mai war der Treck am Brandenburger Tor aufgebrochen. Mit sieben Kutschen und 20 Pferden will die Gruppe insgesamt mehr als 4800 Kilometer und durch 14 Länder reisen, um die aus Militärschrott gegossene Friedensglocke zur „Hand in Hand Schule“ in Jerusalem zu bringen. Die Gruppe fuhr bereits durch Tschechien, Österreich, die Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien. In diesen Ländern ist der Treck herzlich empfangen worden. […]

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