Baden im Kremmener See ist wieder möglich

Überraschende Wende: Die Wiese neben der Seelodge in Kremmen soll wieder zu einem Freizeitort werden – allerdings werden dafür Regeln gelten, das Springen von der Seebrücke ist verboten

MAZ Oberhavel, 6.5.2025

Kremmen.
Ab Himmelfahrt ist es in diesem Jahr möglich, im Kremmener See baden zu gehen. Die Wiese neben der Seelodge soll an mehreren Tagen in der Woche geöffnet sein. Das teilte Seelodge-Besitzer Robert Baumgart bei einem Pressegespräch mit.

Das ist eine überraschende Wende. Seit mehreren Jahren standen die Wiese und der See Badegästen nicht zur Verfügungen, und immer wieder ist erklärt worden, warum das so sei. Nun erklärte Robert Baumgart, was er sich für diesen Sommer vorgenommen hat. So soll auf dem Gelände wieder ein kleines Bistro eröffnen. Dort soll es Fischbrötchen geben, Fisch & Chips und Fischsuppe.
Am Bistro wurde eine Plattform gebaut, auf der die Gäste sitzen können. Auf der Wiese seien zudem etwa 40 Außenplätze geplant. Die Hütten im hinteren Teil sind aufgehübscht, auch ein Volleyballplatz werde noch entstehen. Die Sanitärräume sind renoviert.

Es darf auch wieder gebadet werden – allerdings gibt es dafür Bedingungen. Die Wichtigste: Das Springen vom Steg – bekannt als „Seebrücke“ – ist strengstens verboten. Das Wasser ist zu flach und habe kaum Sichttiefe. Wer sich nicht dran halte, müsse mit Konsequenzen rechnen.
Auch darf ausschließlich im Bereich vor dem dreiseitigen Steg gebadet werden. Es sei verboten, unter dem Steg durch in den See hinauszuschwimmen, so Robert Baumgart. „Das ist Naturschutzgebiet.“

Los geht es am Himmelfahrtstag, 29. Mai, um 10 Uhr. An diesem Tag ist das Ende offen. Ansonsten soll dann immer dienstags bis freitags und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet sein. Am Sonnabend finden immer Hochzeiten in der Seelodge statt, dann ist die Badewiese geschlossen, darüber hinaus an zwei Freitagen und einem Donnerstag im Laufe der Saison, wenn weitere Hochzeiten auf dem Gelände stattfinden.
Der Eintritt zum Gelände kostet 3 Euro, Kinder bis zu zehn Jahren zahlen 1,50 Euro. „Wir müssen uns auch ein bisschen an der Witterung orientieren“, so Robert Baumgart. Bei schlechtem Wetter werde nicht geöffnet.
Zu Himmelfahrt werde länger geöffnet sein, auch an anderen Tagen seien Verlängerungen eventuell möglich. Momentan sieht das Wasser im Bereich der Seebrücke noch nicht ganz so einladend aus. Bis zum Saisonstart solle sich das noch ändern, sagte der Besitzer des Geländes.

„Wir suchen noch Taucher, die größere Hindernisse aus dem Wasser entfernen können“, so Robert Baumgart. Durch die geringe Sichttiefe ist unklar, was möglicherweise alles im Wasser liegt. „Wir wollen nicht, dass sich jemand verletzt.“ Es wird kein Rettungsschwimmer vor Ort sein. Am Steg sollen Schilder auf das Verbot, von dort aus ins Wasser zu springen, aufmerksam machen.

Das Thema Baden im See beschäftigt die Menschen in Kremmen nun seit gut vier Jahren. Seit 2021 konnte an der Wiese neben der Seelodge nicht mehr gebadet werden.
Begründet wurde das mit Rettungsschwimmern, die entweder nicht genügend verfügbar oder zu teuer seien. Auch das Thema Naturschutzgebiet hatte eine Rolle gespielt.
Der Kremmener See und die Seelodge waren in den vergangenen Jahren zu einem Reizthema in der Stadt geworden. Am 9. Juli 2021 fand deshalb sogar eine Demo auf dem Parkplatz vor dem Gelände statt. Mit der Stadt Kremmen gab es zudem juristische Auseinandersetzungen, bei denen es um die Grundstücksgrenzen und dementsprechend um das geschlossene Tor an der Geländeeinfahrt ging. Im Gegenzug zu diesen Streiten ließ die Stadt auf dem Parkplatz vor dem Gelände einen Parkautomaten aufstellen. Das Parken dort kostet nun 4 Euro.

Bei einer Diskussionsrunde am 3. Juni 2024 sagte Robert Baumgart, dass er selbst nicht die Badewiese betreiben wolle, er sei aber offen für einen möglichen externen Betreiber. Der müsse sich dann auch um einen Rettungsschwimmer bemühen. Nach vier Jahren der Diskussionen jetzt also die Wende – und die Frage: Wie kommt es, dass jetzt alles möglich ist, was in den Jahren davor durch Robert Baumgart energisch abgelehnt worden war? Ebenso die Frage: Warum wird jetzt kein Rettungsschwimmer mehr gebraucht – ein Verbotsschild am Steg wäre auch in den vergangenen Jahren möglich gewesen. Robert Baumgart begründet den Schritt damit, dass es seitens der Mitarbeitenden mehr Kapazitäten gebe als früher. Offenbar haben sich die Zahlen bei den Bootsvermietungen zurückentwickelt. Es ist eben ein hoher Risikofaktor.“ Wenn das Baden im See erlaubt sei, müsse entsprechendes Personal vor Ort sein, dazu kämen entsprechende Investitionen und genaue Regeln, was an der Badestelle nun gestattet oder verboten sei.

Auch bei Kremmens Ortsvorsteher Eckhard Koop (DUB) herrscht neben der Freude über die Wiedereröffnung auch Verwunderung. „Ich erinnere mich an diverse Zusammenkünfte, bei denen immer wieder dieselben Begründungen aufgeführt wurden, warum man nicht baden kann. Und jetzt soll es doch wieder möglich sein?“ Koop könne sich aufgrund der jahrelangen Streitigkeiten vorstellen, dass bei einigen Menschen in Kremmen bezüglich des Sees das Tischtuch zerschnitten sei. „Aber ich wäre der Letzte, der undankbar ist und sagt, ich mache das nicht. Das Angebot jetzt abzulehnen, wäre auch der falsche Weg“, ergänzt der Ortsvorsteher. „Geben wir ihm eine Chance.“

Auch bei Bürgermeister Sebastian Busse (CDU) überwiegt die Freude. „Nun müssen die Leute aber auch herkommen und das Angebot annehmen“, sagte er. Auf dem Parkplatz vor dem Gelände sollen die Gebühren angepasst werden – die 4-Euro-Tageskarte ist bislang die einzige Option. Künftig könne er sich vorstellen, 50 Cent pro Stunde zu nehmen. Das stehe aber noch nicht fest. Auch neben dem Badebetrieb soll wieder mehr Leben abseits der Hochzeiten in der Seelodge einziehen. Robert Baumgart kündigte zwei Veranstaltungen an.

Am 24. Mai beginnt um 17 Uhr ein Kammerkonzert. „Wenn das gut angenommen wird, könnte ich mir regelmäßige klassische Konzerte hier vorstellen.“ Am 12. Juli beginnt um 20 Uhr eine „White Party“, bei der alle Gäste in Weiß erscheinen.
Auf lange Sicht gibt es weitere Ideen für Umgestaltungen. Möglich seien Veränderungen die Steganlage betreffend und in dem Zusammenhang auch eine Verbesserung der Badequalität durch Umbauten.


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