Was Marielle weiß

Blöd gelaufen und schrecklich unangenehm: Marielle (Laeni Geiseler) kann sehen und hören, was ihre Eltern tun und sagen – auch wenn sie selbst nicht dabei ist.
Das ist so, seit sie bei einem Streit eine Ohrfeige bekommen hat.
Mutter Julia (Julia Jentsch) und Vater Tobias (Felix Kramer) glauben ihrer Tochter erst nicht. Aber sie hat nun mal gehört, was er im Kreis seiner Kollegen erzählt hat und wie er darüber zu Hause gelogen hat. Und wie ihre Mutter mit einem Kollegen ziemlich heiß geflirtet hat.
Julia und Tobias versuchen nun, im Alltag so zu handeln, wie sie glauben, dass ihrer Tochter das gefallen würde.

Eigentlich ist die Idee sehr spannend, und sie hat das Potenzial daraus einen richtig guten Film zu machen.
Gerade mit der Erwartungshaltung ist „Was Marielle weiß“ aber überraschend heftig misslungen. Was die Story angeht und was die Umsetzung angeht.
Das liegt nicht nur, aber auch an den durchweg unsympathischen Menschen in diesem Film. Die Tochter ist gruselig kalt, der Vater ist menschlich im Büro ein Wichtigtuer, die Mutter hat überhaupt Schwierigkeiten Beziehungen aufzubauen.
Als Julia und Tobias versuchen, mit dem Wissen umzugehen, immer von ihrer Tochter „beobachtet“ zu werden, machen sie alles nur noch schlimmer. Julia bringt ihren Flirtkollegen in eine unangenehme Situation, und auch Tobias schiebt die Schuld für sein menschliches Versagen auf andere.
Überhaupt scheint keiner in der Familie eine echte Beziehung zueinander zu haben. Nur Vater und Tochter haben kurz ihren Moment, in dem der Vater aber in Wirklichkeit seine Tochter auch nur ausnutzt.
Inhaltlich ist vollkommen unklar, was uns der Film jetzt eigentlich genau erzählen will, welche Konsequenz man ziehen könnte. Wie es der Tochter dabei geht, scheint weitgehend egal zu sein.
Hinzu kommt, dass das alles sehr langatmig inszeniert ist. Lange Einstellungen, überflüssige Schwenks, hölzerne Dialoge wie aus der Satzbau-Schublade – an einigen Stellen meint man fast den Drehbuchautor sprechen zu hören, wie er seine eigenen geschriebenen, geschliffenen Sätze feiert, die die Darstellenden hier aufsagen müssen.
Die „Episodentrenner“, in denen die Tochter bedeutungsschwanger in die Kamera (oder anderswohin) schaut, wirken bald lächerlich.
Ansonsten wird auf Musik weitgehend verzichtet. Alles wirkt etwas dröge, und überall schreit es uns entgegen: Wir hatten doch kein Geld.
Story unausgereift, Umsetzung lahm – das ist alles ziemlich dürftig.

-> Trailer auf Youtube

Was Marielle weiß
D 2024, Regie: Frédéric Hambalek
DCM, 86 Minuten, ab 12
2/10


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