DI 15.04.2025 | Potsdam, Studio Babelsberg
Eine neue Comedy-Reihe im ZDF. Und dass sie „Comedy for Europe“ heißen wird. Mehr wussten wir nicht über die Sendung zu dessen Aufzeichnung wir gefahren sind. Drei Folgen sind im Studio Babelsberg in Potsdam aufgezeichnet worden. Die Folgen 2 und 3, bei der wir waren, am Dienstagabend.
Die Stimmung war entspannt. Wir, die Zuschauer, konnten uns vor der Aufzeichnung eine Wasserflasche nehmen und noch ein bisschen was trinken. Reinnehmen ins Studio durften wir sie allerdings nicht.
Das Studio war aufgeteilt: vorn die Bühne, davor ein Areal mit Tischen und Stühlen, dahinter noch ein paar aufsteigende Zuschauerreihen.
Wir wurden platziert und hatten dann einen ganz guten Platz.
Wann die Shows laufen würden, war erst mal unklar. Ich vermutete, dass das auf dem Sendeplatz der „heute show“ laufen könnte, wenn die in der Sommerpause ist.
Doch so ist es nicht.
Vor dem Aufzeichnungsbeginn gab es ein Warm-up. Christian Oberfuchshuber, einer der bekanntesten Anheizer, kam auf die Bühne. Der scheint ja überall rumzuwuseln. Wir mussten ein bisschen applaudieren. Mal ein bisschen, mal ein bisschen mehr, dann richtig stark. Und fröhliche Gesichter machen. Und dann einmal lachen und applaudieren. Für die Zwischenschnitte und so. kennt man ja.
Unterdessen schaute ich mir das Bühnenbild an: Scheinbar sollte es eine Art Container darstellen, der zu unserer Seite hin offen ist. Welchen Sinn das hat und ob es für die Show wichtig ist, würde sich noch zeigen. An der Seite stand ein kleiner Tisch und neben ein Hocker.
Inzwischen war auch klar, was für eine Show das ist: Die Moderatorin Julia Gámez Martin, einigen bekannt aus dem Musik-Comedy-Duo Suchtpotenzial, begrüßt pro Show vier Comedians. Es geht um die Vielfältigkeit Europas – kulturell, politisch und gesellschaftlich. Jeder der Gäste soll dazu etwas beitragen. Sie haben alle unterschiedliche Herkunftsländer oder sind vor einiger Zeit in ein europäisches Land gezogen.
Einer erzählt etwas über die Deutschen und die Briten. Eine andere berichtet über Italien. Frankreich kommt vor, Spanien – aber wenn ich mich richtig erinnere, dann kam Osteuropa irgendwie gar nicht so richtig vor.
Dr. Pop war sehr unterhaltsam, denn er hatte wieder ein paar Musik-Analysen dabei. Valerie Niehaus – bekannt aus der „heute show“ – verwechselte Stand-up mit dem Aufsagen eines Rollentextes.
Nicht jeder Auftritt war gleich gut, erstaunlich war auch, wie viele Vorurteile und Klischees in der Show durchgenudelt wurden.
Aber es ist ja so einiges erstaunlich an dieser Show und der Produktion.
Zwischen Show 1 und 2 an diesem Abend war eine kurze Pause, in der wir uns alle umsetzen mussten. Damit es nicht so auffällt, dass in der weiteren Sendung dasselbe Publikum drin sitzt.
Immerhin wurden wir an unserem neuen Platz nicht mehr ständig von der Handkamera abgefilmt. Während der Aufzeichnung lief ein Kameramann immer rum, um Publikumsreaktionen einzufangen. Dazu hockte er sich quasi ins Gesicht der Leute, die sich nicht aus der Ruhe bringen durften. Auch bei uns hockte er ab und zu, aber nicht mehr in Show 2.
Zwischendurch erfuhren wir dann auch, wann denn diese Show im Fernsehen laufen wird. Sie wird nicht im ZDF, sondern auf 3sat laufen. Unsere beiden Sendungen laufen – und jetzt bekomme keinen Schreck – am Freitag, 9. Mai, um 4.05 und 4.50 Uhr, also eigentlich schon am Sonnabend, 10. Mai.
Das Ding wird also linear im Nachtprogramm des Spartensenders verbrannt.
Noch spannender: In unserer Aufzeichnung waren die Moderatorin und vier Comedians. Laut 3sat-Programminfo werden aber pro Show nur zwei Comedians gezeigt. Die Shows sollen 45 Minuten lang sein, die dritte gar nur 40 Minuten. Die Aufzeichnungen dauerten aber je eine gute Stunde.
Vermutlich läuft die komplette Show nur in den Mediatheken von 3sat und ZDF.
Aber jetzt mal ganz ehrlich: Wer soll das da sehen? Eine Show-Reihe, die linear absolut keine Aufmerksamkeit bekommen wird, wie soll sie in der Mediathek Aufmerksamkeit erhalten? Eine Reihe, die keiner kennt, ein Nischenthema und mit teils wenig bekannten Comedians. Wer also soll da einschalten – oder eher: hinklicken? Ein paar hundert Leute? Und dafür der Aufwand?
Mir kommt das vor wie so ein öffentlich-rechtliches Projekt, dass man aus irgendwelchen Prestige-Gründen macht.
Nun ja, wenigstens hatten wir ein bisschen Spaß.
Ach, übrigens: Die merkwürdige Container-Kulisse stellte sich als ziemlich egal heraus. Sie spielte in der Show keine Rolle (zumindest in den beiden, die wir gesehen haben): Warum man sich die Mühe macht, so ein Bühnenbild aufzubauen, mit dem man ja im Zusammenhang mit Europa sicherlich was ausdrücken will, dann aber gar nicht damit zu spielen, wirkt sinnfrei.
Tisch und Hocker spielten in der Show ebenfalls keine Rolle, die standen da nur so rum.
Und warum man die Menschen zwar wie in einen Club an Tische und Stühle gesetzt hat, ihnen aber nichts zu trinken hingestellt hat – nun ja, vielleicht war das nicht im Budget.
Fazit: Ein durchaus interessanter Abend mit so einigen witzigen Augenblicken. aber dennoch stellt sich hier ganz groß die Sinnfrage. Wirst du um 4.05 Uhr einschalten, um uns da eventuell im Publikum sitzen zu sehen?
Schreibe einen Kommentar