Mittagessen in Oberhavel: Wie früher in der Schulküche fühlen

Die Kantine an der Kremmener Goetheschule kann jeder besuchen – täglich gibt es dort ein oder zwei Gerichte zu einem Festpreis

MAZ Oberhavel, 26.3.2025

Kremmen.
Dass Kremmen eine Schulküche betreibt, das ist vielen Menschen bekannt. Was viele nicht wissen: Diese Schulküche an der Straße der Einheit ist öffentlich. Jeder, der Hunger hat, kann dort essen gehen.
Am Freitag stand ein Möhreneintopf auf dem Speiseplan, zusätzlich aber auch Nasi Goreng, ein asiatisches Reisgericht. Am Tag davor gab es einen Rinderbraten. Wer möchte, kann auch einen Nachtisch bekommen.

Sebastian Lemke ist seit 15 Jahren der Chef in der Kremmener Schulküche. Einen richtigen Namen hat die Einrichtung nicht. „Manche sagen Stadtschulküche, viele Kinder sprechen von der Essensküche“, sagt der Teschendorfer und lächelt.
„Wir hatten mal nachgedacht, dem Kind einen Namen zu geben, da ist aber nichts draus geworden.“ So habe es den Vorschlag gegeben, sie „Goethes Küche“ zu nennen. Davon wurde Abstand genommen, auch weil klar sein soll, dass man nicht nur für die Goetheschule nebenan da sei.

Auch wenn die Schulküche öffentlich ist – hauptsächlich wird für die Kinder und Jugendlichen in Kremmen und den Ortsteilen gekocht. Für die Kitas und Horte wird ausgeliefert, ebenso für die Grundschule in Beetz. Die Kinder von den Goetheschulen essen vor Ort.

Geöffnet ist die Schulküche montags bis freitags von 11 bis 13.30 Uhr – in den Ferien bis 13 Uhr. Da sich die Kinder und Jugendlichen an ihre Pausen halten müssen, gibt es bestimmte Stoßzeiten.
Für Hungrige von außerhalb sei es deshalb ratsam, entweder vor 11.30 Uhr oder nach 13 Uhr essen zu kommen, sagt Sebastian Lemke. Wer zu den Stoßzeiten kommt, kann sich aber auch ins Getümmel der Kinder stürzen.

„Wir haben ein Grundgerüst in unserem Essensplan“, erklärt der Küchenchef. Montags stehen Nudelgerichte auf dem Plan. Dienstags kommt Herzhaftes auf den Tisch, also zum Beispiel Bratwurst oder Schnitzel.
Mittwochs wird es vegetarisch und/oder süß. „Das kann Kaiserschmarrn sein, Rührei oder süßsaure Eier.“ Am Donnerstag wird es wieder herzhaft mit Klopsen oder Hackbraten – alle zwei Wochen gibt es Fisch. Freitags schließlich gibt es Eintöpfe.
In der Regel gibt es ein Tagesessen. „Wenn es Eintöpfe gibt, dann bieten wir aber auch eine Alternative an“, sagt Sebastian Lemke. Eintöpfe stehen bei Kindern oft nicht ganz oben im Kurs. „Wenn wir als Alternative eine Lasagne haben, dann wird die oft genommen.“

Das Mittagessen kostet für die Erwachsenen, die in die Schulküche kommen, 6 Euro – jeden Tag und egal, was es gibt. Der Speiseplan für zwei Wochen steht im Internet unter www.kremmen.de -> Stadtleben -> Schulküche.

„Wir treffen uns einmal im Monat freitags mit Freundinnen dort“, erzählt Andrea Busse, die Leiterin der Tourismusinfo in Kremmen. „Wir gehen dann Suppe essen, die ist lecker. Und man kommt sich dann vor, als wäre man wieder zehn Jahre alt. Schöne Sache!“
Auch Malte Voigts, der Geschäftsführer des Spargelhofes in Kremmen, besucht die Schulküche. „Zweimal im Monat“, sagt er. „Auch meine Mitarbeiter gehen da regelmäßig Mittagessen. Es geht schnell, und man kann günstig speisen.“ Der Arbeitstag von Küchenchef Sebastian Lemke, der vorher im Sommerfelder Hotel gearbeitet hat, beginnt in der Regel gegen 5 Uhr. „Ich schaue, ob die Ware angekommen ist und dass alles funktioniert“, erzählt er. Gegen 6.30 Uhr kommen die Kollegen, sie sind zu viert. Insgesamt entstehen in Kremmen um die 700 Portionen. Viel mehr sei nicht möglich. „Man könnte vielleicht zwei Wochen auch 900 Essen kochen, aber das wäre auf Dauer technisch schwierig.“

Die Schulküche arbeitet bei der Beschaffung der Produkte vor allem mit regionalen Lieferanten zusammen. Dazu gehört eine Fleischerei aus Berlin. „Dort können wir auch Wünsche einbringen.“
Das frische Obst, Rohkostsalate und geraspeltes Gemüse stammen von einem Lieferanten aus Gransee. Die Tiefkühlprodukte werden aus Grüneberg im Löwenberger Land geliefert. Ein weiterer Großlieferant sitzt in Neubrandenburg.

Bei den Erwachsenen sind es vor allem Handwerker und Angestellte, die in die Schulküche kommen – viele von ihnen seien Stammkunden, die vorher auch nicht speziell den Speiseplan studieren.

Was es schon lange nicht mehr gab: Topfwurst – genannt auch „Tote Oma“. „Die würde ich gern mal wieder anbieten. Aber einige Kitas wollen es nicht, andere wünschen es sich. Aber die meisten Kinder mögen das.“ Man dürfe die Wurst nur nicht überwürzen.
Er blättert in einem DDR-Rezeptbuch – dort stehen viele traditionelle Gerichte drin, auch die Topfwurst. „Da sind viele tolle Sachen drin“, sagt Sebastian Lemke. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja mal eine Überraschung auf dem Speiseplan.


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