Der Preis ist heiß

MI 04.05.2022 | 20.15 Uhr | RTL

Gerade hat Harry Wijnvoord noch bei sonnenklar.TV geheiratet, und schon hat er eine eigene Primetime-Show bei RTL. „Der preis ist heiß“ ist zurück, und irgendwie tut alle Welt so, als handele es sich dabei um viel zu schnell abgesetzt Premium-Unterhaltung aus den 90ern.
Dabei handelt es sich nur um den nächsten Teil der großen Retro-TV-Welle, die über Deutschland hinweg schwappt.

Wir kennen das, wir hören diese Seufzer ja immer wieder. Früher war alles besser. Das Fernsehen hatte früher ja viel mehr zu bieten.
Zum Beispiel „Der Preis ist heiß“, im Nachmittags- und später im Vormittagsprogramm von RTL. Harry Wijnvoord hatte lauter aufgepeitschte Menschen in seinem Studio, die ganz heiß drauf waren, ein nigelnagelneues Auto zu gewinnen. Oder wenigstens eine Kaffeemaschine.
Heute heißt es: Das war noch gutes Fernsehen. Lustigerweise hat man das in den 90ern aber eher nicht so gesehen. Denn in Wirklichkeit war die Spielshow eine Fließband-Produktion, die Preise oft schrottig, die Spiele billig. Aber für ein bisschen Einerlei am Vormittag eben doch ganz okay.

Als in den späten 90ern den Leuten beim Privatfernsehen auffiel, dass sie die ältere Zielgruppe überhaupt nicht gebrauchen kann, da schlug auch für die Dauerwerbesendung das letzte Stündlein.
Heute bereuen RTL und Co. diesen Schritt, denn inzwischen bekommen sie keine jungen Zuschauer mehr, und die älteren Zuseher hat man einst vergrault. Während in den USA die Fernsehmacher durchaus wissen, dass sie am Tage eher die ältere Zielgruppe bedienen müssen (die jüngeren sind ja überwiegend nicht da) – und dort läuft „Der Preis ist heiß“ seit Jahrzehnten -, hat man in Deutschland engstirnig aufs falsche Pferd gesetzt. Inzwischen sind die Tagesprogramme der Privaten eine reine Ideenwüste.

Aber weil ja, zwinker zwinker, früher alles besser war, kommen jetzt immer mehr Sendungen von früher zurück. Am Mittwochabend zeigte RTL die erste Show der Neuauflage von „Der Preis ist heiß“. Man hat das vor einigen Jahren schon mal versucht, als beim damaligen RTLplus einige neue Folgen der Show mit Wolfram Kons als Moderator liefen – der Erfolg war nicht allzu groß. Recht bald war Schluss.
Und jetzt sogar die RTL-Primetime – was die Show bislang nie geschafft hat.

Harry Wijnvoord war sofort in seinem Element, für den verstorbenen Walter Freiwald gab es Grüße nach oben. Publikumskandidat mussten wieder die Preise von Produkten raten – aber bitte nicht überbieten. Der Plinko kam zum Einsatz, diverse Preisratespielchen, und am Ende „DAS RAAAAD“. Die Preise pendeln immer noch zwischen Billigkram und Kleinstwagen, und der Zeit entsprechend steht auch ein Lastenrad im Studio rum.

Gut 85 Minuten dauerte das Spektakel – das eigentlich aus drei halbstündigen Shows am Stück bestand. Aber schnell war klar: 30 Minuten reichen auch, und, also wirklich nur 30 Minuten. Dann gerne mal wieder in 15 Jahren oder so. Oder auch täglich im Vormittagsprogramm, wo es keinem wehtut und im Vorbeizappen für ein bisschen leichte Unterhaltung sorgt.
Aber seien wir mal ehrlich: Auch wenn die Show am Mittwoch durchaus liebevoll produziert worden ist, auch wenn allen die Spielfreude anzusehen war – es ist eben doch nur „Der Preis ist heiß“, eine leicht rammschige Dauerwerbesendung. Also, natürlich eine, die wir ganz schrecklich vermisst haben, weil diese 90er-Shows ja alle so sup… ähm, nicht wahr?!

-> Die Sendung bei RTL+


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