MO 12.04.2021 | 20.15 Uhr | Sat.1
Die Mobbing-Attacke 2020 bei „Promis unter Palmen“ hat viele Diskussionen ausgelöst. Bei Sat.1 allerdings, so scheint es heute, ausschließlich Erektionen. Denn 2021 ist nichts besser geworden – eher noch schlimmer. Und Produzent Rainer Laux stellt sich dabei als absoluter Heuchler heraus.
Am Montagabend startete bei Sat.1 die zweite Staffel von „Promis unter Palmen“, und schon an den eingeladenen zwölf Promis (nun ja, Promis gibt es dort nicht wirklich) kann man sehr gut erkennen, worauf Sat.1 auch 2021 hinaus will: Krawall. Und zwar ohne Ende.
Elena Miras steht für Krawall. Chris Töpperwien steht für Krawall. Prinz Markus von Anhalt steht für Krawall. Melanie Müller steht für Krawall. Willi Herren steht für Krawall. Patricia Blanco steht für Krawall. Und Calvin Kleinen holt vielleicht noch mal seinen Lümmel raus. Plus noch ein paar andere, die ja vielleicht auch Krawall machen.
Und schon Folge 1 zeigt, wo bei Sat.1 der Hammer hängt. Das heißt, eigentlich ist er längst 20 Meter tief vergraben, denn der Cast hat ein Niveau, das unterirdisch ist.
Für Empörung sorgte vor allem Prinz Markus von Anhalt, der mit extrem homophoben Attacken von sich reden machte. Katy Bähm musste sich von ihm anhören lassen, was der „Prinz“ von Homosexuellen halte. Nichts, um es mal sehr vorsichtig auszudrücken.
Überraschenderweise war es Willi Herren, der daraufhin ausrastete und dem „Prinzen“ ordentlich die Meinung geigte.
Es waren bedrückende Szenen. Ein verbaler Ausfall beim „Prinzen“, der sprachlos machte.
Bei Sat.1 kannte man die Szenen seit vielen Wochen, immerhin ist „Promis unter Palmen“ ja nicht live. Man hatte also lange Zeit, zu überlegen, wie man mit dieser Attacke umgehen könnte. Hat man nicht getan. Ein dahingerotztes Twitter-Statement nach Ausstrahlung musste reichen.
Im Interview mit dem Medienmagazin DWDL sagte Produzent Rainer Laux zu den Konsequenzen aus Staffel 1: „Wir haben natürlich alle Folgen in den Nachbesprechungen und in den Vorbereitungen auf die aktuelle Staffel analysiert und hätten im Rückblick die ein oder andere Situation anders gelöst.“ Zu Konsequenzen daraus hat man sich aber offenbar nicht hinreißen können. Die Konsequenz aus dieser Überlegung scheint zu sein: „Och, machen wir doch einfach ganz genau so weiter.“
In der Sendung sollen, so Laux, die „Grenzen des normalen Zusammenlebens – und gegebenenfalls auch eine extreme Streitkultur – dabei nicht überschritten werden. Sonst muss man eingreifen und auch Kandidaten vor sich selbst schützen.“ Gut gesagt, bloß handelt man offenbar nicht danach. Die Worte des Produzenten wirken nach der ersten Folge der zweiten Staffel heuchlerisch.
Eigentlich hätte der „Prinz“ sofort aus dem Haus geschmissen werden müssen. Das wäre die logische Konsequenz gewesen. Rausscheiden wäre dann aber auch der falsche Weg gewesen. Immerhin bekam Prinz Homophobia ordentlich und lauten Gegenwind.
Völlig unter geht in der Debatte allerdings, dass es ja noch mehr schlimme Ausfälle in der Sendung gibt. Calvin Kleinen und Henrik Stoltenberg gaben sich an zwei Abenden dermaßen die Kante, dass sie nur noch lallten und torkelten und unangenehme Proll-Diskussionen anfingen. Das ungehemmte Saufen, das widerliche Benehmen der zwei jungen Schnösel muss aber ebenfalls thematisiert werden – und dass eine Produktion so etwas hinnimmt, spricht auch gegen die ach so weisen Worte des Produzenten.
Nein, es ist ganz klar: Rainer Lux will diese Eskalation. Und Sat.1 auch.
Sat.1 ließ die Folge vom Montag am Dienstagnachmittag plötzlich sperren. Weil ja alles so schlimm sei. Was natürlich auch pure Heuchelei ist. Sat.1 wollte genau diese Provokation. Irgendwer muss ja Reality-Katastrophe ja abgenommen haben.
Und wir sind ja offenbar längst noch nicht am Ende. Immerhin ist schon durchgesickert, dass wohl zwei Promis unfreiwillig das Haus verlassen mussten. Angesichts dessen, was schon in Folge 1 zu sehen war und keine Folgen hatte, kann man nur Angst – und Ekel – bekommen.
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