Unser Sandmännchen

FR 02.04.2021 | 17.45 Uhr | rbb

Es gibt ihn immer noch, und noch immer wirft er mit Sand um sich, bevor er geht. Mit Schlafsand, damit die jungen Zuschauer sich müde die Äuglein reiben. Seit 1959 hat „Unser Sandmännchen“ seinen regelmäßigen Auftritt im Fernsehen, und wenn man nicht auf die festen Sendezeiten warten will, gibt es ihn auch im Internet.

Allerdings scheint auch das Sandmännchen mit der Zeit zu gehen – oder gehen zu müssen. In der Folge, die am Karfreitag im rbb zu sehen war, zeigte sich das ganz deutlich.
Wir Erwachsenen erinnern uns gern an die animierten Puppentrickfilme. Dazu sind die Puppen Millimeter für Millimeter bewegt worden. Dazu sind unzählige Landschaften gebaut worden und Modelle, mit denen der Sandmann unterwegs war.
Ganz anders am Karfreitag: Der Einführungsfilm war sehr kurz und sehr lapidar. Ein Junge spaziert durch einen Wald, der Sandmann kommt mit dem Motorrad, sie reden kurz, und dann beginnt auch schon der Film.
Allerdings: Es ist kein Puppentrick mehr. Es ist eine Animation aus dem Computer. Der Wald mit Glühwürmchen ist zeichnerisch erschreckend schlicht gehalten. Auch Haare und Bart vom Sandmann sind nicht mehr detailverliebt dargestellt. Dafür klimpern der Junge und der Sandmann jetzt mit den Augen.
Da kommt Wehmut auf. Auch weil es so billig wirkt.

Völlig im Gegensatz dazu gab es am Karfreitag eine uralte Folge von Herrn Fuchs und Frau Elster, und da waren sie wieder, die guten alten Fernsehzeiten.
Aber auch ältere Sandmann-Geschichten mit der Puppentrickfigur laufen noch in den „Unser Sandmännchen“-Ausgaben.

Der rbb bietet für hörgeschädigte Kinder übrigens alle Folgen mit Gebärdensprache an. Das ist auch für Hörende mal durchaus sehenswert. Oft sind es junge Leute, die in einem kleinen Bildausschnitt das Gesagte in die Gebärden übersetzen. Es wirkt rührend, die wie das „Sandmann, lieber Sandmann“-Lied übersetzen. Und wenn man sich die Übersetzungen der verschiedenen Dolmetschenden anschaut, merkt man auch da Unterschiede. Die einen übersetzen sanfter und liebevoll, die anderen eher „sachlich“.
Und auch wenn sich Fuchs und Elster streiten und der Gebärdendolmetscher auch die Art und Weise rüberbringt, wie sich die Puppen unterhalten, dann ist das gerade rührend und macht Spaß. Und ist übrigens auch eine schöne Art, sich da ein paar Übersetzungen draufzuschaffen.

-> Die Sendung (inklusive Gebärden) in der ARD-Mediathek (bis 9. April 2021)


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