Berlin direkt: Björn Höcke

SO 15.09.2019 | 19.10 Uhr | ZDF

Wenn es mal so kommen sollte, dass Björn Höcke vielleicht mal die Macht ergriffen hat, dann kann er ARD und ZDF zeigen, wer der Herr im Haus ist. Dann passiert ihm so was nicht, dass ihm ein ZDF-Reporter höchst unangenehme Fragen stellt und dass ihm für Sekundenbruchteile mal das Gesicht entgleist. Denn so was kann man ja eigentlich nicht im Fernsehen senden, und wenn er was zu sagen hat, dann hätte er das auch sofort unterbunden.

Schon beim „Bericht aus Berlin“ am Sonntag im Ersten wollte Alexander Gauland von der AfD nicht an der Zuschauer-Fragerunde teilnehmen, weil man Durchlaucht die Fragen vorher nicht geben wollte. Und in „Berlin direkt“ Minuten später im ZDF wollte der Sprecher von Björn Höcke, dass der ZDF-Journalist einfach noch mal sein Interview von vorn beginnt, damit Höcke nicht so leiden muss. Denn der Sprecher sagte, dass Höcke so emotional angegriffen sei – der lächelte währenddessen entspannt bor sich hin und trank erst mal was -, dass man das ja unmöglich senden könne.

Das Gespräch – es sollte von vornherein um Höckes Sprache gehen – begann mit einer Umfrage unter AfD-Politikern. Sie bekamen Zitate aus Höckes Buch und mussten sagen, ob das Zitat aus Hitlers „Mein Kampf“ oder aus Höckes Werk stammte. Einer vermutete, dass es von Hitler stammt, die anderen wollten sich nicht festlegen, und nebenbei bemerkt hat kein einziger das Höcke-Buch gelesen – Hitlers Kampf aber auch nicht.

In „Berlin direkt“ lief das Interview dennoch – online auch in voller Länge.
Die Frage ist allerdings: Was will uns das ZDF beweisen? Schon Tina Hassel hat Gauland im ARD-Sommerinterview mit uralten Kamellen genervt, in denen Gauland und andere AfD-Leute rechtsextreme Parolen losließen. Otto-Normal-Bürger weiß, dass die rechtsextrem waren, und darüber muss man nicht noch mal reden.
Ebenso bei Höcke. Außerhalb der AfD wissen die allermeisten Leute, dass Björn Höcke in der rechten AfD ganz weit rechtsaußen steht. Seine rechtsextremen Parolen und sein Nazisprech zu hinterfragen, ist nicht mehr wirklich sinnvoll, dann Nazisprech ist nun mal Nazisprech, wie sie ein Neonazi nun mal in Reden von sich gibt.

Das ZDF aber gibt Höcke wieder eine Bühne, und wieder kann sich Höcke und kann sich auch die AfD wieder als Opfer des bösen Staatsfunks darstellen. Seine Klientel wird einmal mehr erbost aufheulen und rumtönen, dass ja alles immer schlimmer werde und die Meinungsfreiheit weg und das ZDF schlimmer als das Fernsehen der DDR sei. Jaja.
Vermutlich wäre die AfD, wenn sie an der Macht wäre, die Partei, die ARD und ZDF gleich mal auf Parteilinie bringen wollen würde. Denn eigentlich ist es die AfD, die einen Staatsfunk will. Aber eben erst, wenn sie selbst das Sagen haben.

-> Das Höcke-Interview in der ZDF-Mediathek


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