DI 09.02.2016 | 10.35 Uhr | Bayerisches Fernsehen
In Bad Aibling in Bayern passiert ein schreckliches Zugunglück, und was zeigt das Bayerische Fernsehen an diesem Dienstagvormittag? Die „Närrische Weinprobe“.
Erst vier Stunden nach dem Unglück reagiert man beim BR, bricht die Faschingssendung ab und schaltet sich zum Ersten zur „Tagesschau“.
Einige Medienblogger sind schon wieder munter dabei, sich zu empören, empören, empören. Vier Stunden hat der BR gebraucht, um zu reagieren?
Darüber kann man sich empören, dass das so lange gedauert hat – man kann sich aber auch mit der Situation an diesem Dienstagmorgen mal näher befassen.
Um kurz vor 7 Uhr ist es passiert. Auf einer eingleisigen Strecke stoßen zwei Züge frontal zusammen. Das Unglück passiert nahe Bad Aibling, in einer schwer erreichbaren, schwer einzusehenden Gegend, in einem Waldstück.
Um 8 Uhr berichtet die „Tagesschau“, ohne dass Einzelheiten bekannt sind.
Um 9 Uhr berichtet die „Tagesschau“, und es gibt es kurze telefonische Einschätzung eines Reporters vor Ort, aber noch keine bewegten Bilder.
Gegen 9.50 Uhr unterbricht Das Erste das Programm für eine kurze Extra-Tagesschau, es gibt erste Bilder und eine Einschätzung eines Korrespondenten. Das ganze schlimme Ausmaß wird langsam klar.
Um 10.35 Uhr läuft die nächste Tagesschau mit ausführlicheren Berichten.
Bis nach 9.30 Uhr war somit das ganz furchtbare Ausmaß des Unglücks noch nicht klar. Also scheint man sich beim BR entschieden zu haben, das Programm erst mal weiterlaufen zu lassen. Es ist der Fastnachtsdienstag, da gibt es ein heiteres Vormittagsprogramm. Das ist ein wenig unglücklich, ja. Es gab immerhin Einblendungen, mit denen informiert worden ist.
Um 10.35 Uhr endete der BR-Fasching abrupt, das Bayerische Fernsehen übernahm die Tagesschau.
Klar, der BR hätte noch schneller reagieren können. Aber wegen der widrigen Umstände war schlichtweg sehr lange nicht klar, welches Ausmaß des Zugunglück hatte, dass es so groß war, dass man nicht nur bei der Tagesschau handeln musste, sondern auch im Dritten des BR.
Andererseits: Auch wenn so ein Unglück in Bayern passiert, ist die erste Adresse eh Das Erste und die Tagesschau – und die hielt die Menschen auf dem Laufenden.
Im Dritten läuft die Nachrichtenmaschine etwas langsamer an. Das kann man sicherlich kritisieren, das kann man sicherlich besser machen – aber die ARD als Gesamtverbund und eben auch der BR für die ARD hat gearbeitet.
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