Deutschland 83

DO 10.12.2015 | 20.15 Uhr | RTL

Monatelang haben wir RTL bei der Selbstbefriedigung gesehen. Monatelang haben sich die Medienmagazine daran aufgegeilt: „Deutschland 83“.
Uuh, Erfolg beim Festival! Uuh, Erfolg bei den Kritikern! Aber nun echt uuuuuuuh, das Ding lief bereits im US-Fernsehen! Im! US!!!-Fernsehen!!!!! Der Wahnsinn! Das musste einfach eine unfassbar geile, erfolgreiche Serie sein, die RTL da seit Monaten in der Schublade rumzuliegen hatte. Weil die Selbstbefriedigung einfach zu geil war, hatte man glatt vergessen, die Serie dann auch zu zeigen. Bis jetzt.
Und jetzt ist das böse Erwachsen da, denn die Quoten von „Deutschland 83“ sind, ganz vorsichtig ausgedrückt, mies.

Okay, dass sie nun so mies sind, das hat die Serie nun wirklich nicht verdient. Aber die Serie des Jahres hat RTL nicht abgeliefert.

In „Deutschland 83“ geht es um einen jungen DDR-Bürger, der als Agent in den Westen eingeschleust wird. Der Ostblock kämpft gegen die Westmächte, und eigentlich ist das ein spannender Stoff. Denn immerhin geht es nicht nur um die DDR, sondern es geht um Deutschland, um Ost und West.
Aber im Gegensatz zur ARD-Serie „Weißensee“ ist sie lange nicht so packend, so spannend. Die Dramaturgie bei „Deutschland 83“ hat deutliche Hänger, die Story hätte noch mehr Biss vertragen können.
Aber wie gesagt, die Serie ist deshalb noch lange nicht so schlecht wie die Quoten.

Jedoch hat es RTL nicht geschafft, die Nicht-RTL-Zielgruppe dafür zu begeistern. Denn es sind ja vor allem auch die älteren Zuschauer, die das Jahr 1983 intensiv miterlebt haben, die man auch erreichen will. Aber die schauen kaum noch RTL, die schalten nicht ein, weil sie bei RTL nur noch „Cobra 11“-Kawumm im Kopf haben oder an dämliche Dokusoaps denken. Und an die viele Werbung.
Liefe „Deutschland 83“ an einem Dienstag um 20.15 Uhr im Ersten – die Zuschauerzahl wäre sicherlich doppelt so hoch.
Im Internet, in den sozialen Netzwerken, ist es RTL schon gar nicht gelungen, das junge Publikum zu begeistern.
RTL verließ sich darauf, dass es angeblich total geil ist, dass eine RTL-Serie schon mal im US-Fernsehen zu sehen war, und was im US-Fernsehen lief, muss geil sein. Ist es aber nicht zwangsläufig, zumal es sich um einen Kleinstsender handelte.

Die Macher der Serie waren so irritiert, traurig und verzweifelt, dass man bei Facebook und Co. fragte, was man denn falsch gemacht hat.
Falls es eine 2. Staffel mit dem Titel „Deutschland 86“ geben sollte, muss sich RTL jedenfalls in Sachen PR ordentlich was einfallen lassen. Denn ein Selbstläufer ist diese Serie keineswegs.


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Kommentare

4 Antworten zu „Deutschland 83“

  1. ThomasS

    Meine anfängliche Begeisterung bzw. Faszination für „Deutschland 83“ ist an den beiden letzten Donnerstagen doch arg abgeflaut. Die letzten ver Teile wirkten auf mich eher profan bis hart an die Grenze zur Lächerlichkeit.

    Bemerkenswerterweise hat ja die ARD mit ihrem Piloten „Die Füchsin“ gestern Abend ein Gegenprogramm geschaltet. Auch da geht es ja um einen Stasi-Vergangenheit und auch diese führt zurück in die Zeit des Wettrüstens, die aus irgendeinem Grund momentan von besonderem Medieninteresse zu sein scheint.

  2. RT

    Gerade die letzten beiden Folgen gesehen.
    Joa, ganz okay, aber tatsächlich nicht wirklich packend. Wirklich schade, aber das Drehbuch hatte ganz klare Schwächen. Zum Beispiel diese HIV-Geschichte – die hatte da irgendwie keinen Sinn. Diese Story mit dem Mädchen, das bei Lindenberg austritt, fand ich auch lahm.
    Mich hat dann irgendwann auch die Musik genervt, war alles so aufdringlich.
    Und glaubhaft war das alles schon gar nicht.

    Es heißt ja, es wird noch überlegt, ob es eine Staffel 2 gibt. Aber neugierig gemacht wurden die Zuschauer nicht. Das Ende war ein Ende, das zwar einiges offen lässt, aber nicht spannend ist.

    „Deutschland 83“ ist definitiv der überbewerteste Hype 2015.

  3. ThomasS

    Diese HIV-Geschichte konnte ich sogar noch halbwegs nachvollziehen.
    1983 war das ja wirklich noch absolut neu.
    Ich kann mich sogar noch an die Hysterie erinern, die das damals ausgelöst hat.

    Da stellten sich die leute allen Ernstes Fragen wie etwa
    „Wem kann man heutzutage eigentlich noch die Hand geben?!?“

    Heute ist das Virus zwar immer noch nicht getötet, aber es gibt deutlich bessere Mediamente dagegen. Wär ja auch schlimm, wenn es da nach 32 Jahren keinen Fortschritt gäbe. Jedenfalls kräht mittlerwele kein Hahn mehr danach. Und das ist wohl auch gut so …

    Auch gesellschaftlich ist das Thema AIDS bzw. HIV nach all den Jahren längst aus dem Blickfeld verschwunden. Um die allgemeine Hysterie azuheizen, werden inzwischen längst ganz andere Themen hochgekocht …

    Bleibt zu hoffen, dass sich dies mindestens ebenso rasch wieder normalisiert wie seinerzeit beim Thema HIV!

  4. RT

    Aber es passte irgendwie nicht in diese Handlung. Bzw würde es passen, wenn die Serie mehr Teile gehabt hätte und man das ausführlicher hätte erzählen können.

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