Bericht aus Berlin – Sommerinterview: Angela Merkel

SO 19.07.2015 | 18.30 Uhr | Das Erste

Die ARD-Hauptstadtjournalisten haben Bundeskanzlerin Angela Merkel so richtig gegrillt. Mit unglaublich kritischen Nachfragen, extrem unbequem.
Also, nun ja, zumindest drei, vier Minuten. Aber das Sommerinterview am frühen Sonntagabend im Ersten war 20 Minuten lang.
Und nachdem sich Merkel durchaus unangenehme Fragen zu Griechenland, zur CDU-Disziplin und zu Schäuble gefallen lassen musste, begann der Kuschelkurs. Tina Hassel und Rainald Becker gingen ihre Fragen durch, die auf ihren Zetteln standen, Merkel antworte, und fertig war der lahme Lack.

Neue Erkenntnisse gab es nur wenige. Das ist deshalb interessant, weil es wenige Tage zuvor ein sehr viel bemerkenswerteres Interview mit Angela Merkel gab. Der Youtube-Star LeFloid war im Kanzleramt zu Gast und durfte Mutti 30 Minuten lang befragen.
Für die Journalisten in Funk, Fernsehen und Papierpresse war das ein gefundenes Fressen und das Signal, endlich mal wieder über dieses ach so wunderliche Youtube lachen zu können.
Sicherlich, besonderen Neuigkeitswert hatte das Youtube-Gespräch auch nicht, und die Hampeleien und die „Cool“-Antworten des Interviewers muss man nicht mögen – interessant war es trotzdem, zu beobachten, wie die Kanzelerin einem „Jugendmedium“ ein Interview gibt, und wie sie versucht, Dinge einfacher zu klären als sonst.
Klar, LeFloid hätte hier und da härter nachhaken können und müssen, aber sich darüber lustig zu machen, ist deplatziert.
Denn das Sommerinterview der guten alten Tante ARD war letztlich inhaltlich und von der Aufmachung her, nicht wirklich besser. Dass es die Fernsehjournalisten dem Youtube-Star mal ordentlich gezeigt haben, wie es geht, das kann man jedenfalls nicht behaupten.


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