rbb aktuell: NSU-Prozesslotterie und enttäuschte Journalisten

MO 29.04.2013 | 21.45 Uhr | rbb

Deutschland ist schockiert: Qualitätszeitungen wie die „F.A.Z.“, „Die Welt“ oder „Der Tagesspiegel“ haben keinen festen Platz beim anstehenden NSU-Prozess zugelost bekommen.
Okay, eigentlich ist nicht Deutschland schockiert, sondern die Journalisten, ob sich der Rest dafür interessiert, welche Zeitung aus München direkt berichten darf und wer stattdessen entweder auf die Nachrichtenagentur DPA, die akkreditierten freien Journalisten oder mit anderen Redaktionen zusammenarbeiten muss, ist den meisten Lesern eh‘ wurscht.

Dennoch berichtete u.a. „rbb aktuell“ am Montagabend an recht prominenter Stelle über den, ähm, Skandal.
Schon wieder sei was schiefgegangen bei der Vergabe der Prozessbeobachterplätze. Da gibt es jetzt Zeitungen, die uns mitteilen, dass sie ja so wichtig und toll sind, dass man sie doch nicht einfach aussperren kann. Im rbb darf ein Redakteur der Berliner Regionalzeitung „Der Tagesspiegel“ (sie selbst sehen sich als bedeutender, aber mal ehrlich…) sagen, dass das so doch irgendwie nicht so schön sei. Bei „Welt“ und „F.A.Z.“ denkt man über erneute Klagen nach.

Liebe Journalisten, vielleicht ist es euch noch nicht aufgefallen: Im NSU-Prozess geht es gar nicht um euch, wir wollen jetzt endlich, dass es losgeht und nicht, dass schon wieder über euch – und nur über euch – gestritten wird.

Ärgerlich ist aber auch die arrogante und abgrundtief dumme Berichterstattung. Da machen sich alle darüber lustig, dass kabeleins, RTL II oder die „Brigitte“ Presseplätze bekommen haben. Oder die „Lübecker Nachrichten“ oder das Internetportal „Hallo München“.
Dabei wird kabeleins sicherlich eher für die ProSiebenSat.1-Gruppe stehen. RTL II wird ganz bestimmt eher und auch für RTL, VOX und n-tv da sein. Das „SZ-Magazin“ wäre schön blöd, wenn es die „Süddeutsche Zeitung“ selbst nicht beliefern würde (was soll also das Geheule?). Die „Lübecker Nachrichten“ werden vermutlich die komplette Mediengruppe Madsack beliefern. Und gehört die „Brigitte“ nicht zum Verlag Gruner + Jahr, und der „stern“ nicht auch? Ist da nichts machbar? Auch nicht bei „Hallo München“, zu dem mehrere bayerische Zeitungen gehören?

Da ist viel Wind um nichts, da geht es um gekränkte Eitelkeiten. Und, meine Güte, sonst hauen die Zeitungen ihre Seiten auch mit DPA-Berichten voll.


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Kommentare

2 Antworten zu „rbb aktuell: NSU-Prozesslotterie und enttäuschte Journalisten“

  1. Also dass die Brigitte einen Platz bekommen hat, zeigt die Sinnlosigkeit des Losverfahrens. Die Berichterstattung wird dann wohl ungefähr so aussehen:

    http://www.schnatterente.net/satire/nsu-berichterstattung-in-der-brigitte

    „Hat Beate Zschäpe während ihres Gefängnisaufenthaltes abgenommen und wenn ja, was sind ihre Geheimtipps?“

  2. RT

    Sorry, aber diese schalen Brigitte-Witze gehen mir dermaßen auf den Geist! Und genauso der immer wieder verbreite Schwachsinn (auch in Peters Link), dass RTL und Sat.1 nicht zum Zuge gekommen seien.

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