Gottschalk live: Die Baustelle

DI 20.03.2012 | 19.20 Uhr | Das Erste

Alles oder nichts. Darum geht es in den kommenden Wochen für Thomas Gottschalk und seine ARD-Vorabendsendung.
Immer öfter schalteten nicht mal mehr eine Million Menschen ein, wenn „Gottschalk live“ im Ersten lief. Warum auch, es gab nicht mehr wirklich einen Grund dafür.

Das war selbst für einen Gottschalk-Fan wie mich eine bittere Erkenntnis: „Gottschalk live“ ist nicht interessant genug, als dass man die Show viermal pro Woche einschalten müsste.
Sein Gefasel, seine Stammeleien – es war einfach weder witzig noch irgendwie spannend. Die Gäste waren hochkarätig, aber oft völlig unpassend und doch wieder langweilig. Einen Karl Lagerfeld will ich nicht am Vorabend sehen, schon gar nicht, wenn er nur wenig zu sagen hat. Oder alternde Schauspieler, Autoren oder sonstwen. Rubiken kamen und gingen. Das Ganze war so beliebig, es fehlte der rote Faden.

Sicherlich: Gottschalk wirkte oft unvorbereitet, uninformiert und ungeduldig. Alles schien „wurschd“ – das brachte ihm sogar einen entsprechenden Twitter-Hashtag ein.
Aber wirklich versagt – kläglich versagt! – hat die Redaktion von „Gottschalk live“. Man ging mit einer Show auf Sendung, die kein echtes Konzept hatte. Irgendwas machen wir halt, hieß es vorher immer geheimnisvoll. Dass dahinter gar kein Geheimnis steckte, sondern die Konzeptlosigkeit tatsächlich das Konzept war, ahnte im Januar niemand.

Seit Montag jedoch ist alles anders. „Gottschalk live“ ist eine Baustelle. Kisten, Leitern, Eimer – „Gottschalk live“ ist im Umbruch, und die Zuschauer dürfen dabei sein.
Thomas Gottschalk hat wieder ein Publikum. Dort, wo bisher die Redaktion saß, applaudieren bei Bedarf nun die Zuschauer. Der Show tut das gut, die drückende Ruhe ist weg, Gags verhallen nicht mehr im Nirvana.
Montag waren Oliver Pocher und Jan Hofer da, und es war eine heitere Runde. Dienstag kam Barbara Schöneberger, und wieder war es witzig. Es waren zwei sehr sehenswerte Sendungen, und genauso muss es weitergehen.
Dazu Gottschalks Selbstironie (Namensschilder für die Gäste und satirische Einspielfilme über Gottschalks Scheitern) und demnächst ein Sidekick, der für Heiterkeit sorgen soll.
Vielleicht ist „Gottschalk live“ noch zu retten. Es wird jedoch ein langer Weg. Zuschauer, die man einmal verscheucht hat, kommen so schnell nicht wieder. Deshalb – Aufruf 1: Liebe Redaktion, reißt euch mal zusammen und macht endlich mal was Gescheites! Aufruf 2: Liebe Zuschauer, gebt Gottschalk noch eine Chance!


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