ZAPPER VOR ORT: rbb in Potsdam

MO 31.05.2010 | Potsdam, rbb-Gelände

Radio, das Live-Medium? Antenne Brandenburg jedenfalls nicht. Wer einmal eine Führung durch das Potsdamer rbb-Funkhaus mitgemacht hat, wird diese Illusion genommen. Denn bei Antenne Brandenburg ist sehr viel weniger live, als der naive Radiohörer denkt.

Antenne Brandenburg ist eines der wenigen Radioprogramme, die in Brandenburg neben den örtlichen Zeitungen überhaupt regionale und lokale Berichterstattung machen. Das könnte eigentlich ein Magnet sein. Doch leider richtet sich diese Antenne Brandenburg auch vorrangig an ältere Hörer. Mit Schlagern, Oldies und noch mehr Schlagern nebst Schlagern. Das ist nur selten zu ertragen.

Wir bekamen heute eine Führung durch das Funkhaus der Antenne. Die einzige Sendung, die ich dort höre, ist „Zappelduster“, die Gute-Nacht-Sendung für Kinder. Läuft, wenn ich meistens nach Hause fahre.
Aber ansonsten macht das Programm auf mich einen extrem seichten Eindruck. Ein Blick auf den Sendeplan der Morgensendung zeigte, dass innerhalb der halben Stunde neben den Nachrichten und Trailern nur ein weiterer Wortbeitrag läuft. Das ist wenig und mir zu wenig. Der Brudersender radioeins hat am Morgen mehr zu bieten, auch wenn es eben leider nicht ganz so regional ist.

Was aber wirklich erstaunlich war: Antenne Brandenburg sendet so gut wie nichts live. Moderationen sind oft aufgezeichnet, Interviews auch. Alles soll perfekt sein, es darf keine Fehler finden. Mir ist das zu plastisch. Wenn Promis da sind, sind sie in Wirklichkeit gar nicht da. Bald gibt es auch beim Radio nur noch Maschinen. Bei radioeins habe ich diesen Kulturschock nicht erleben müssen, beim Inforadio ebenfalls nicht.
Moderatoren sind nicht mehr als Marionetten, die die Texte, die man ihnen vorlegt, vorlesen müssen, Musiken nicht ändern dürfen, quasi nicht kompetent sind. Sie sind zwar das Aushängeschild, aber dennoch ein kleines Licht.

Weiter ins neue Studio von „Brandenburg aktuell“. Hautnah erfuhren wir vom Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler (erste Frage: Geht das?).
Wie das immer so ist im Fernsehen: Das Studio ist klein, sehr klein. Die Kulisse wirkt ohne Licht und Effekte kahl. Aber im Fernsehen sieht es dafür tatsächlich edel aus.
Moderatorin Tatjana Jury beruhigte uns: Bei dieser Sendung ist alles live, auch die Interviewgäste. Und falls nicht, wird das dem Zuschauer gesagt. Ansonsten geht es dort um jede Sekunde. Redet jemand zu lang, muss dafür etwas wegfallen.
Im „zibb“-Studio nebenan lagen schon irgendwelche Luftmatratzen für die spätere Live-Sendung.

Die Fernsehtour war jedenfalls nicht so desillusionierend wie der Besuch beim Radio. Aber vielleicht ist die Antenne beim rbb auch ein besonderer Fall.


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