Schwiegertochter gesucht

SO 11.09.2016 | 19.05 Uhr | RTL

Dass der frotzelnde Fernsehnarr Jan Böhmermann einen kuscheligen Kandidaten bei „Schwiegertochter gesucht“ eingeschleust hat (Stichwort #verafake) – keine Rede davon. Dass die lumpigen Leute von der profitierenden Produktionsfirma versucht haben, zu manipulieren, dass sie sich lustig machen, dass sie einfach eine widerliche Schiene fahren – hat beim ranzigen RTL keinen interessiert. Weder die voluminöse Vera Int-Veen ist gefeuert worden, noch die Produktionsfirma.
Alles wie gehabt.

Jedenfalls fast.
Am sonnigen Sonntag startete die jubelige Jubiläumsstaffel „Schwiegertochter gesucht“. Die moppelige Moderationsgranate Vera Int-Veen stand in einem verträumten Vergnügungspark rum und laberte Stuss. Dass sie wieder mal liebesbedürftige Leute verkuppeln will. Und dass sie schon total gespannt sei. Laber, sülz.

Es sind die üblichen seltsamen verträumten Verdächtigen, die da auftreten. Der trantütige Typ, der bei seiner mosernden Mama wohnt, und die ja mit über 80 noch den heiligen Haushalt schmeißen muss. Er lädt sich zwei willige Weibsbilder ein, die erst mal süffige Süßigkeiten naschen müssen und wirken, als seien sie aufgezogen, weil sie sprechen, als würden sie ihre Texte ablesen.

Dann aber gibt es noch den dödeligen Dennis aus dem ralligen Rheinland-Pfalz. Für ihn müsste die sackgesichtige Sendung in „Schwiegersohn gesucht“ geändert werden. Ist man bei RTL total stolz: der erste schwule Kandidat bei der verrückten Vera. Er lässt sich gleich drei Männer kommen – einen hässlichen und zwei Schönlinge. Für den hässlichen Hässlichen interessiert er sich dann aber nicht, und als dem hypertraurigen Hässlichen das auffällt und abhaut, ist der dauergeile Dennis auch noch beleidigt. Wirkt zumindest so, denn auch diese Szenen wirken, als ob die dusseligen Dialoge von pupsigen Pappen abgelesen werden. Aber vielleicht findet der junge Mann noch seinen träumerischen Traumprinzen. Obwohl die schwulen Schönlinge intellektuell unerreichbar für den dünnhäutigen Dennis sind. Aber beim Sex zählen ja andere Dinge.

Die miese Masche ist dieselbe, und das Erschreckende ist eigentlich, dass es davon nun wirklich schon zehn stockdoofe Staffeln gibt. Geistig minderbemittelte Leute, die noch bei Mama wohnen, bemerkenswerte Hobbys und eigenwillige Eigenarten haben, werden von den RTL-Leuten zur Schau und bloßgestellt. Man bringt sie in bekloppte Situationen, immer müssen sie küchenfertige Kuchen fressen und sich doofe Geschenke machen, und eigentlich möchte man diese Leute schütteln und rufen: Worauf lasst ihr euch da bloß ein?!

Dieses Format ist weder interessant, schon gar nicht lustig. Es macht wütend. Und ich frage mich, ob nicht irgendwann der Tag kommt, an dem Vera sich vor sich selbst ekelt.


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Eine Antwort zu „Schwiegertochter gesucht“

  1. […] Böhmermann in seiner zdf_neo-Show “Neo Magazin Royale” aufdeckt, wie die Leute in der RTL-Dokusoap “Schwiegertochter gesucht” arbeiten, wie sie die Teilnehmer und Zuschauer veralbern. Kurze Aufregung und gleich wieder […]

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