Mozart/Mozart

DI 16.12.2025 | 20.15 Uhr | Das Erste

Wolfgang Amadeus Mozart. Er war ja eigentlich ein ganz cooler Typ. Ja, okay, er schnüffelte irgendwelche Drogen und schoss sich ab. Aber er machte auch toller, provokante Musik, auch mit Elektrosounds. Und seine Schwester Maria Anna, die hat es auch voll drauf. Und wenn ihr Bruder mal wieder ausfällt, dann verkleidet sie sich eben schnell und tritt als ihr Bruder auf, um aufs Klavier zu kloppen, um fantastische Elektrohits zu spielen. Und zwischendurch hat sie angedeuteten (oder echten? Man sieht es nicht genau) Oralsex mit einer breitbeinig auf dem Klavier liegenden Frau.

Ja, da staunst du, oder? Das hast du auch noch nicht über die Mozarts gewusst! Das alles erfahren wir in der neuen Serie „Mozart/Mozart“, die am Dienstagabend im Ersten anlief.

In der Serie geht es um die Geschwister Mozart, Wolfgang Amadeus (Eren M. Güvercin) und Maria Anna (Havana Joy). Sie steht immer im Schatten ihres Bruders. Sie ist es aber, die auftritt, als ihr Bruder wegen einer Droge nicht spielen kann. Daraufhin bekommt er den Auftrag, eine Volksoper zu komponieren.

Was genau „Mozart/Mozart“ sein soll, ist ein bisschen unklar. Denn genau genommen geht es in der 6-teiligen Serie nicht um DIE Mozarts. Denn erzählt wird keineswegs eine historisch genaue Geschichte. Eigentlich ist in der Serie so gut wie nichts historisch. Man hat sich die Freiheit genommen, irgendeine coole Story zu erzählen, mit denen man die junge Zielgruppe ködern will.
Das ist einerseits merkwürdig, aber andererseits macht die Sere auch keinen Hehl daraus, mit der Historie nichts am Hut zu haben. Nicht die historische Überlieferung werde hier gezeigt, sondern eine Vorstellungskraft – so steht es ganz am Anfang engeblendet.
Hier geht es also um fiktive Mozarts.
Das muss man mögen. Das kann man so machen. Kann man aber auch lassen.

Die Serie ist mindestens gewöhnungsbedürftig. Sie ist junge Popkultur in irgendwie historischem Gewand. Mozarts sprechen modern, ihre Auftritte haben mit Mozart-Kompositionen quasi nichts zu tun. Genau genommen haben die Macher der Serie an der Mozart-Musik quasi kein Interesse.
Das zeigt sich vor allem an teilweise grauenhaft inszenierten Musikszenen. Da tanzen die Leute ensemblemäßig einen modernen Tanz zu modernen Elektrosounds. Nicht nur dass die Songs wirklich unterirdisch schlecht sind – es passt einfach alles nicht zusammen.

Eren M. Güvercin ist ein junger, durchaus begabter Schauspieler, er war bereits u.a. bei „Druck“ und „Euphorie“ dabei. Und eigentlich spielt er auch den Mozart nicht schlecht. Nur ist dieser Mozart, so wie er angelegt ist, nie glaubwürdig. Stattdessen sehen wir einen jungen, ungestümen Komponisten, der alles auf links dreht – aber eben nicht einen Mozart.

Bei Serien wie „Sisi“ war längst auch nicht alles historisch genau, auch dort nahmen sich die Macher sehr viele Freiheiten. man blieb aber im Grundsatz durchaus glaubhaft. Das ist bei „Mozart/Mozart“ leider überhaupt nicht gelungen. Da fehlt vollkommen das Gefühl für das Grundsätzliche.

Lässt man all das mal beiseite und blickt ganz neutral auf dieser Serie, dann bleibt hier und da ein wenig Faszination übrig, bei den musicalhaften Szenen blanker Grusel und streckenweise leider auch ein bisschen Langeweile.
So oder so: ziemlich misslungen.

-> Die Serie in der ARD-Mediathek (bis 12. Juni 2026)


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