Tödliches Spiel – Das Live-Krimi-Dinner

SA 22.11.2025 | 20.15 Uhr | Das Erste

So was gab es im Fernsehen noch nie, und ich habe das Gefühl, dass es so was auch nicht mehr so schnell geben wird. Und das ist alles andere als schade.
Im Ersten ist am Sonnabend zur Primetime ein Live-Krimi aufgeführt worden. Krimi-Dinner sind in vielen Städten der heiße Scheiß. Die Zuschauer speisen, und dazu gibt es einen Kriminalfall, bei dem gerätselt werden darf, wer denn der Mörder ist.
Das klingt erst mal spannend, und irgendwie hat man es in der ARD geschafft, beim Live-Krimi-Dinner jegliche Spannung einfach wegzulassen.

„Tödliches Spiel – Das Live-Krimi-Dinner“, hieß das grandios gescheiterte Live-Experiment.
Jessy Wellmer moderierte die Show, hatte aber eigentlich keine Aufgabe, außer „Guten Tag“ zu sagen. Durch den Kriminalfall führten Axel Prahl als Erzähler und Jan-Josef Liefers (mit seltsamer Götz-Alsmann-Frisur) als Spielleiter.
Es spielte eigentlich ein relativ hochkarätiges Ensemble. Dazu gehörten Annette Frier, Martina Hill, Uwe Ochsenknecht, Max Giermann, Bill Kaulitz und andere.

Die Geschichte wurde improvisiert. Und in der Regel ist das im Fernsehen leider ein ganz schlechtes Zeichen, weil Improvisation nur sehr selten funktioniert. Und bei „Tödliches Spiel“ leider gar nicht.
Da stand dann das Ensemble in einem Raum rum und machte minutenlangen Smalltalk, völlig belanglos. Irgendwer ging raus, machte was Geheimnisvolles, und drinnen wurde weitergequatscht. Nach 20 Minuten ist nichts Nennenswertes passiert.

Der Krimi war zäh und langweilig, schlicht uninteressant. Weil es keinen Text gab, wurde viel und lange gelabert, das Timing stimmte hinten und vorne nicht. Mitunter wirkte die ganze Show, als seien alle auf Valium, und sie alle relativ langsam-behäbig sprachen, und auch immer relativ leise. Dazu ein wirklich lahmer Musikteppich, der die Langsamkeit noch betonte. Nie ging ein wirklicher Ruck durch diesen Krimi, selbst die Todesfälle wirkten dröge und mitunter sogar albern.

Später waren ständig Regieanweisungen leise zu hören, weil die Ohrhörer der Schauspieler offenbar zu laut waren. Als ein Teil des Ensembles noch in einem Fahrstuhl stand und nicht im Bild zu sehen war, wispern sie sich zu, man müsse jetzt noch mal verdächtig wirken.
Am Ende war der Krimi einfach vorbei, die Leute konnten am Voting teilnehmen, wer der Mörder sei, und dann lösten Prahl und Liefers den Fall mündlich aus, auf der Bühne rumstehend, nicht mehr als Teil des Stücks, was ja schon zu Ende war.

Es ist ja schön, wenn das Fernsehen neue Konzepte ausprobiert. Mut ist immer gut, und hier sogar live. Aber hier muss auch mal gefragt werden, wer so was eigentlich absegnet, wer gesagt hat, dass das ein toller Abend wird. Das Drehbuch (es gab eins, aber scheinbar ohne konkrete Texte), war mehr als mau, und die Umsetzung auf der Bühne unfassbar einschläfernd – wenn Bill Kaulitz da nicht ein paar bunte Tupfer reingebracht hätte, wäre die Einschlafquote wohl noch höher gewesen. Mit zweieinhalb Stunden war das Ganze zudem mindestens 45 Minuten zu lang (wobei schon nach 30 Minuten klar war, dass das alles nix ist).
Für eine Sonnabend-Primetime-Show war „Tödliches Spiel“ im Ersten schlicht eine Katastrophe und definitiv ein Flop des Jahres.

-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 22. November 2026)


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