Die Küblböck-Story – Eure Lana Kaiser

MI 27.08.2025 | 23.50 Uhr | Das Erste

Am Mittwoch wäre Lana Kaiser 40 geworden. Aber Lana Kaiser lebt nicht mehr. Zumindest kann man davon ausgehen. Lana Kaiser ist am 9. September 2018 auf der AIDAluna über Bord gegangen. Die Umstände sind unbekannt.
Wir kennen Lana Kaiser als Daniel Küblböck.

Im Ersten lief am Mittwochabend der 1. Teil einer 3-teiligen Doku, der Rest ist in der ARD-Mediathek zu sehen. „Die Küblböck-Story – Eure Lana Kaiser“ hätte linear durchaus eine größere Bühne verdient. Denn die Dokureihe ist absolut sehenswert.

Sie erzählt die Geschichte eines Jugendlichen, der ins Rampenlicht geschubst wurde. Das heißt, genau genommen wollte er ja dieses Rampenlicht. Er bewarb sich bei „Deutschland sucht den Superstar“, er war Teil der 1. Staffel 2002/03 und wurde deutschlandweit bekannt.
Daniel war anders als die anderen. Nicht so geleckt und brav. Daniel war laut, er trug auffallende Klamotten, er liebte Frauen, er liebte Männer, er wollte sich da nicht festlegen. Er galt als schrill, als schräg.
Er konnte nicht besonders gut singen, aber er brachte Stimmung in den Laden. So schaffte er es bis ins Halbfinale, musste sich ausbuhen lassen, er bekam Feuer von allen Seiten – Liebe von den Fans, Hass von den anderen, und es war großer Hass.

Wir sehen einen jungen Mann, der einerseits unter dem Hass leidet, der sich der Welle aber entgegenstellt, der austeilt. Und er hat damit Erfolg. Bei DSDS wird er Dritter, er gibt es ein Album, gibt Konzerte. Er schreibt ein Buch, das ein Erfolg wird und dreht einen Film, der ein Flop wird. Er geht in den Dschungel und zu „Big Brother“.

Die 2000er. Damals gab es in den deutschen Medien kaum Menschen, die offen queer waren (auch wenn es das Wort damals so noch nicht gab). Die Redaktionen darauf sind aus heutiger Sicht mitunter beschämend. Oliver Pocher äffte Küblböck nach, in dem er mit Rock auftrat und homophobe Gags machte. Barbara Schönebergers Gesichtszüge entgleiten, als Daniel sagte, dass er sich weder männlich noch weiblich fühle. Sondern gut. Als Daniel später seriöser auftrat, lobte ihn Frank Elstner dafür, dass er ja nun nicht mehr so schrill sei. Als Küblböck einen Unfall hatte und er es damit in die Tagesschau schaffte – und Günther Jauch schaltete in „stern TV“ live in sein Krankenzimmer – und Thomas Gottschalk besuchte ihn im Krankenhaus, als Wetteinsatz bei „Wetten, dass…?“.

Wir erleben einen jungen Mann, der später einen anderen Weg einschlagen wollte. Er wollte ernstere Musik machen, später ging er auf eine Schauspielschule.
Seine letzten Jahre streift die Doku nur, vermutlich auch, weil darüber teilweise wenig darüber bekannt ist. Irgendwas muss 2017/18 passiert sein, auf der Schauspielschule tickt er aus. Er wurde schwierig, auch für seine dortigen Kollegen, er begann zu trinken. Kurz bevor er auf die AIDA ging, gab er bekannt, nun als Frau zu leben, sie war nun Lana Kaiser. Auf dem Schiff schien sie sich ausprobieren zu wollen – und das Ende ist bekannt. Und es lässt viel Raum für Spekulationen, auf die sich die Doku aber nicht einlässt.

„Die Küblböck-Story – Eure Lana Kaiser“ ist eine spannende und mitunter aufwühlende Doku und eine Zeitreise in die 2000er, die durchaus auch Abgründe zeigt.

-> Die Doku in der ARD-Mediathek (bis 22. August 2027)


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