FR 21.03.2025 | Netflix
Eine Stunde in Echtzeit. Ohne Schnitt. Mit nur einer Kamera.
Polizisten stürmen ein Haus, es ist früh am Morgen. Ziel ist ein 13-jähriger Junge, der noch im Bett liegt. Das Haus wird durchsucht, die Beamten nehmen den Jungen mit. Sie fahren mit ihm ins Revier. Sie führen ihn rein. Ein paar Formalien. Das erste Verhör.
Eine Stunde dauert das.
Als Zuschauer ist man überrascht, was in einer Stunden alles passieren kann. Nach einer Stunde fällt einem auf: Vor einer Stunde lag der Junge noch im Bett, jetzt sitzt er in Untersuchungshaft.
Und, wie gesagt: Es war wirklich nur eine Stunde. Echtzeit.
„Adolescence“ ist der neue Serienhit aus Großbritannien bei Netflix. In vier Folgen wird erzählt, dass ein junges Mädchen ermordet worden ist, und der 13-jährige Jamie wird des Mordes verdächtigt.
Die Aufklärung des Falls ist fast weniger spannend als die Umsetzung. Denn jede der vier Folgen ein ein einziger Take. Die Kamera begleitet die Protagonisten oder es kommen andere, die uns zur nächsten Szene „mitnehmen“. Es dauert alles so lange, wie es dauert.
Wenn die Polizei Jamie von Zuhause mit ins Revier nimmt, dauert es einige Minuten, wie er im Auto sitzend – voller Angst – dorthin gebracht wird.
Das kann reizvoll sein, aber auch quälend, und die vier Folgen haben auch nicht dieselbe hohe Qualität.
Die Festnahme in Folge 1 hat hohes Spannungspotenzial. In Folge 2 wird erzählt, was danach in der Schule passiert. Wie die Polizei mit Kindern und Lehrern spricht. Auch das hat relativ hohen Spannungswert.
Höhepunkt ist mit Abstand aber Folge 3. Jamie trifft dort in Haft auf die Psychologin Briony Ariston (Erin Doherty). Sie muss ein Gutachten über den Jungen verfassen und ergründen, was in dem Jungen vorgeht. Das ist packend ohne Ende – auch wegen der guten schauspielerischen Leistung. Owen Cooper spielt bestechend gut – und es handelt sich wohl um seine erste große Rolle. Wahnsinn ist das deshalb, weil er ja durchgehend eine gute Stunde lang in dieser Rolle steckt.
Da ist dann Folge 4 dann jedoch geradezu öde und lahm – es geht zwar um die Auswirkung auf die Familie, aber nach dem krassen Höhepunkt in der Folge davor, wirkt das nur wie en Ausplätschern, fast überflüssig.
Insofern macht das vermeintliche Serienfinale (das letztlich gar keins ist), die Serie selbst fast schon ein wenig kaputt.
Was aber bleibt ist die krasse Machart. Jede Folge wurde mehrfach komplett am Stück gedreht. Teil 1 ist der 2. Durchlauf. Teil 2 ist der 13. Durchlauf. Teil 3 ist Durchlauf 11, und Teil 4 ist Durchlauf 16.
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