MI 11.12.2024 | 20.15 Uhr | ProSieben
Plötzlich läuft Robert Habeck in die abgedunkelte Arena, setzt sich auf den Stuhl in der Mitte, und er beginnt zu sprechen.
Robert Hebeck versprach einen klaren, aber respektvollen Wahlkampf. Sein Motto sei „Man trifft sich immer zweimal im Leben“. Es gehe um die Regeln der liberalen Demokratie. Diese Regeln wollen allerdings andere brechen, „um unsere Demokratie zu zerstören.“ Er versprach, fair zu bleiben – und auch zu sagen, wenn jemand anderes vielleicht ein besseres Konzept habe. „Wir leben mit der Gleichzeitigkeit der Krisen. Wir können sicher durch diese Krisen steuern, wenn wir Lösungen für die Probleme anbieten, statt die Probleme zu beklagen.“
Und dann ging Habeck wieder.
Es ist Mittwochabend, Primetime auf ProSieben. Joko und Klaas haben am Vorabend in ihrer Show 15 Minuten Sendezeit gewonnen, und diese schenkten sie diesmal Politikern. Motto: Politik und Anstand. Und die Frage: Was haben sie dazu zu sagen.
Nach Habeck kam Friedrich Merz. „Bei allen Meinungsunterschieden in der Sache sage ich aus tiefster Überzeugung: Olaf Scholz und Robert Habeck sind keine Feinde. Sie sind politische Konkurrenten und Wettbewerber.“ Es werde in den nächsten Wochen gestritten, das solle aber fair bleiben, sagte er. „Wir werden auch weiterhin, und das verspreche ich Ihnen, den Regeln des Anstands und des persönlichen Respekts in jedem Moment folgen.“
Das ist deshalb bemerkenswert, weil Merz in den vergangenen Monaten nicht immer danach gehandelt hat, und in seiner CDU und auch in der CSU gibt es Leute, die Respekt vermissen lassen. Deshalb wird sich Friedrich Merz von nun an an seinen Worten dieses Abends messen lassen müssen.
Zuletzt kam Olaf Scholz. „Trotz aller nötigen Zuspitzung, trotz allem Ringens um Unterschiede müssen wir ehrlich und fair bleiben.“ Es gehe darum, im Wahlkampf Unterschiede aufzuzeigen. „Nach dem Wahltag geht es aber auch wieder darum, Gemeinsamkeiten auszuloten, Brücken zu bauen, Kompromisse zu schmieden, dafür brauchen wir einander. Es liegt an uns allen gemeinsam, allen demokratischen Politikerinnen und Politiker, den Medien und jedem Einzelnen von uns: Lassen wir uns einander vertrauen. Ich bin heute hier, um genau das zu versprechen.“
Anders als Habeck haben Merz und Scholz zwischendurch auch für ihre Parteien geworben. Dennoch waren diese 15 Minuten sehr bemerkenswert. Weil sie ein Appell und ein Versprechen waren, im Wahlkampf Grenzen des Anstands nicht überschreiten zu wollen.
Es ging nicht um Wahlprogramme, es geht auch nicht um Parteienwerbung. Es ging um das große Ganze.
Deshalb war das eine gute Aktion, eine vertrauensbildende Maßnahme. Aber werden sich alle dran halten?
Natürlich mosern nun viele, die AfD habe gefehlt. Aber wer sich noch mal vor Augen führt, welches Motto diese 15 Minuten hatte, weiß: Die AfD hat gefehlt, aber aus Gründen.
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