SA 16.11.2024 | 5.30 Uhr | Netflix
Dieses Scheitern, man muss das ja auch irgendwie verstehen. Der Streamingdienst ist noch neu im Geschäft, und da hat man einfach keine Erfahrung in diesem Gebiet. Ihr müsst mit den Nachwuchsleuten von Netflix einfach nachsichtig sein.
Seit Monaten machte Netflix dafür Werbung. Ein Influencer wollte gegen einen Box-Weltmeister a.D. kämpfen. Die PR-Kampagne für das Aufeinandertreffen zwischen Jake Paul und Mike Tyson lief seit Wochen. In den Tagen vor dem Kampf gab es noch eine mehrteilige Dokureihe.
Als es dann am frühen Sonnabendmorgen live auf Netflix nach dreieinhalb Stunden und drei Vorkämpfen endlich losgehen sollte, passierte – nichts.
Netflix machte die Grätsche. Das Interesse an dem Boxkampf war offenbar so groß, dass der Server nicht genügend Kapazitäten hatte. Entweder fror der Stream ein oder die Zuschauer konnten den Kampf gar nicht erst anwählen. Und als ob man es bei Netflix gar nicht glauben konnte, wurde man als Nutzer immer wieder nach seiner Internetverbindung gefragt, ob die vielleicht zu schlecht sei. Die aber war hervorragend – es lag an Netflix selbst.
Für Netflix entwickelte sich diese Nacht zur großen Peinlichkeit, vielleicht zu einem der Technik-Flops des Jahres. Erst als der Kampf zu Ende war und viele wieder abschalteten, erholte sich der Server. Ich konnte dann mit acht Minuten Verzögerung die letzten anderthalb Runden sehen.
Die aber waren, nun ja, nicht wirklich sehenswert. Wie offenbar der gesamte Kampf, der nichts anderes war, als eine Netflix-USA-Version des Raab-Halmich-Kampfes.
Jake Paul (27) ist Boxer, Webvideoproduzent und Schauspieler. Mike Tyson (58) war ein Megastar in Boxring. Der Kampf hatte keine Bedeutung, ziemlich sicher ging es aber um Geld. Sehr viel Geld.
Jake Paul hat gewonnen. Aber was bedeutet es schon, gegen einen Mann zu gewinnen, der 30 Jahre älter ist und sichtlich auch vom Leben gezeichnet. Der in der Deckung zwar nicht so schlecht, aber ansonsten ziemlich wenig wirklich geboxt hat. Er und Jake Paul standen sich immer mal wieder längere Zeit einfach nur gegenüber.
Dass sich für diesen Murks – technisch und sportlich – Leute den Wecker gestellt oder wach geblieben sind, ist wirklich bedauerlich.
Dass Netflix technisch so unfassbar krachen gegangen ist, ist dagegen erstaunlich. Immerhin hat der Streamer viel vor. Weihnachten sollen da Football-Spiele laufen. Auch da könnte es einen Ansturm geben. Viel Glück.
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