SA 02.11.2024 | 0.00 Uhr (So.) | RTL+
Heutzutage gehören Shitstorms ja fast schon zum Alltagsgeschäft. Im Juli schaffte es Moderator und Autor Sebastian „El Hotzo“ Hotz auf den Platz 1. Nach dem Attentatsversuch auf Donald Trump schrieb El Hotzo auf Twitter/X: Was haben der „letzte Bus“ und Donald Trump gemeinsam? Leider knapp verpasst.“ Und: „Ich finde es absolut fantastisch, wenn Faschisten sterben.“
Beim rbb fühlte man sich danach bemüßigt, den Moderator, der ab und zu eine Sendung bei Fritz hatte, rauszuschmeißen. Sich so über einen Faschisten zu äußern, sei nicht mit den Werten, für den der rbb stehe, vereinbar.
Aus konservativen Kreisen rollte eine Lawine der Empörung herbei. Und natürlich drosch man auch gleich noch auf den rbb ein – und auf das ZDF und Jan Böhmermann gleich mit, weil El Hotzo (früher) Gagautor dem „ZDF-Magazin Royale“ war.
Ein bisschen heuchlerisch war die Debatte so oder so – erstens weil Satire mehr als nur lieb zu sein. Zweitens war ein schon bemerkenswert, wie sich alle gut redend vor Faschisten stellten. Dabei soll es ja Tage in Deutschland geben, wo man vor langer Zeit (gescheiterte) Attentäter feiert, die auch einen Faschisten umbringen wollten.
Wenn natürlich der Vergleich sehr hinkt – andererseits wusste man ja in den 1920ern und 1930ern auch nicht, was die Zukunft bringt.
In den vergangenen Wochen hat sich Jan Böhmermann immer wieder in seinem Podcast „Fest & flauschig“ auf Spotify über El Hotzo lustig gemacht.
Jetzt ist klar: Das war PR.
Denn Böhmermann und El Hotzo haben eine gemeinsame Doku gedreht: Darin soll sich El Hotzo entschuldigen. Er soll Buße leisten, sich vor Trump und den Amis in den Staub schmeißen.
Bemerkenswert: Die Doku läuft nicht in Böhmermanns Fernsehheimat ZDF. Scheinbar wollte man dort diesen Film nicht senden. Laut El Hotzo wollte kein öffentlich-rechtlicher Sender die Doku ausstrahlen. Auf erstaunliche Weise duckt man sich weg.
In der Nacht zu Sonntag ging die Doku stattdessen bei RTL+ auf Sendung: „I’m sorry Mr. President – Der tiefe Fall des El Hotzo“ zeigt El Hotzos Reise in die USA.
Vorher sehen wir aber noch Frauke Ludowig in einem „Exclusiv“-Spezial zum El-Hotzo-Absturz. Später staucht Böhmermann seinen Ex-Gagautor zusammen und verdonnert ihn zu der USA-Reise.
Dort quatscht El Hotzo viele Leute an – einige sind empört über seinen Gag, andere lachen.
Es ist viel Witz und Ironie dabei.
Aber der eigentliche Gag – und die eigentliche Wahrheit ist die Erkenntnis zum Schluss: El Hotzo muss sich gar nicht entschuldigen, bei niemandem. „Wie kann man denn zu politisch sein?“, fragt er.
Die Erkenntnis der „Nicht-wirklich-Schuld“ an sich ist gar nicht überraschend. Aber interessant ist, dass sie hier so klar ausgesprochen wird.
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