SO 18.08.2024 | 20.15 Uhr | Das Erste
Eigentlich sah alles aus wie immer: Die Tagesschau war zu Ende, der Vorspann vom „Tatort“ begann. Allerdings: beim genaueren Hinsehen konnte man da schon erkennen, dass etwas anders war. Nämlich die Augen im Vorspann. Es waren die Augen von Kindern.
Dann: Spannungsmusik, und eine Frau betritt einen Hausflur.
Es war Carolin Kebekus.
Die Comedienne kam in besonderer Mission: 15 Minuten lang sollte es um die Rechte von Kindern gehen.
Es ist etwas noch nie Dagewesenes im Ersten geschehen: Eine nicht angekündigte Sendung begann zur besten Sendezeit am Sonntagabend, eine sogenannte Programmstörung. Unter dem Motto #KinderStören ging es um unsere Kleinsten. Wenn Kinder schon stören, dann wenigstens richtig. Zum quotenträchtigen „Tatort“. So lautete das Credo.
Im Laufe der Sendung sahen wir Kinder, die das Morgenmagazin übernahmen, die Sportschau und auch die Tagesschau.
So ging darum, Kinder nicht allein ins Internet zu lassen. Stichwort: Cybermobbing. Der schlechte Zustand vieler Sporthallen und Schwimmbäder war ein Thema. Und schlechte Betreuungsbedingungen in vielen Kitas. Kinderrechte würden immer noch nicht im grundgesetzt stehen. Die Kinder wünschten sich sichere Schulwege, Chancengleichheit, und sie wollen nicht mehr so übersehen werden wie in der Pandemie.
An sich ein toller Ansatz. Besser wäre es noch gewesen, wenn man die Kinder alles in ihren Worten hätte sagen lassen. In den TV-Kulissen sagten sie stattdessen eingeübte Texte auf. Vielleicht hätte es da eine bessere Idee gegeben, wie sie dort in eigenen Worten reden könnten.
Dass aber die ARD 15 Minuten zur besten Sendezeit den Leuten ohne Ankündigung zumutet, sich mit einem wichtigen Thema zu befassen, ist bemerkenswert.
Aber natürlich keine neue Idee – fast könnte man sagen: Ein bisschen ist die geklaut. Von Joko und Klaas auf ProSieben, wo sie immer wieder 15 Minuten Sendezeit gewinnen können, um sie für soziale Themen oder für Quatsch zu nutzen.
Im Social Media regen sich die üblichen Verdächtigen trotzdem wieder auf. Der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk habe neutral zu bleiben. Erstens aber muss er das gar nicht. Und was spricht eigentlich dagegen, sich für Kinderrechte einzusetzen?
-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 18. August 2026)
Schreibe einen Kommentar