DI 21.05.2024 | 15.03 Uhr | Das Erste
Eine neue Programmfarbe, die hat die ARD für meinen neuen ARD-Nachmittag versprochen. Am Dienstagnachmittag ging im Ersten die Premiere von „Leben. Live!“ live auf Sendung. Untertitel: „Mein ARD-Nachmittag“.
Leider, und das kann man schon nach einer Ausgabe sagen, hat die ARD gleich doppelt gelogen. Eine neue Programmfarbe war nun wirklich nicht erkennbar, und „mein“ ARD-Nachmittag ist das auch ganz sicher nicht.
„Sturm der Liebe“ ist in eine sehr lange Sommerpause geschickt worden. Irgendwann 2025 wird der Sendeplatz frei, weil dann „Rote Rosen“ und „Sturm der Liebe“ nur noch knapp 25 Minuten kurz sein werden. Und da ist der ARD – oder besser: dem SWR – für den Sendeplatz nach 15 Uhr etwas wirklich Bahnbrechendes eingefallen. Ein Magazin mit Gästen, Lifestyletipps, Rezepten und Live-Schalten. Oder auch: Eine Mischung aus (dem abgesetzten) „Live nach Neun“ und (dem bald abgesetzten) „ARD-Buffet“.
Für die neue Sendung wird die Tagesschau um 15 Uhr auf drei Minuten eingedampft. Am Dienstag blieb gerade mal Zeit für drei Themen und das Wetter. Um 16 Uhr entfallen die Nachrichten ganz. Wer braucht schon Nachrichten, wenn man stattdessen „Mein ARD-Nachmittag“ genießen kann?
Zu Gast war die ehemalige Moderatorin Nina Ruge, bei der immer noch alles gut ist. Sie frühstückt nicht, isst mittags einen Bio-Salat, nachmittags zwei Nüsschen und abends was bestimmt auch ganz Gesundes. Ihr Mann hat ein Weingut, und über eine enge Wohnung muss sie auch nicht klagen. Ach, wie schön.
Für die Live-Schalte meldete sich eine Moderatorin live vom Nordseestrand auf Sylt, um… ja, keine Ahnung, warum sie dort war. Sie zwang sich in einen Neoprenanzug und ließ zwei Menschen in unlustig-langatmigen Spielen gegeneinander antreten. Erstaunlich, dass der Kameramann bei diesem, ähm, Spektakel nicht weggedöst ist.
Zwischendurch noch eine kleine Modenschau, irgendwas über irgendwelche Frisuren, ein Beitrag über Kleingärten in Hamburg. Ein wahlloses Sammelsurium scheinbar völlig ohne Konzept und roten Faden. Vielleicht heißt die neue ARD-Programmfarbe ja auch „Gepflegte Langeweile“. Da nutzt es auch nicht, dass Moderator Johannes Zenglein erkennbar bemüht ist, gute Laune und Lockerheit zu versprühen. Retten kann er dieses verschnarchte Konzept nicht. „Mein ARD-Nachmittag“ dient vermutlich einem verlängerten Mittagsschlaf für die Zielgruppe Ü60. Jüngere erreicht man damit ziemlich sicher nicht.
-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 21. Mai 2025)
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