SA 27.01.2024 | 23.20 Uhr | Das Erste
Keine Ahnung warum, aber die ARD veranstaltet in diesem Jahr gleich zwei komplett verschiedene Wettbewerbe für den deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest.
Da gibt es zum einen den regulären Vorentscheid, für den acht Acts gecastet worden sind – unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Diese Show findet am 16. Februar im Ersten statt.
Und dann gibt es „Ich will zum ESC!“, eine Castingshow, die am Sonnabendabend im Ersten gestartet ist. 15 Talente sind dafür wiederum ausgesucht worden, die vor Rea Garvey und Conchita performen sollten.
Conchita gab die Parole aus, dass sie unbedingt möchte, dass Deutschland beim ESC mal wieder ganz vorne mitspielen solle – als Österreicher ist das schon ein bemerkenswerter Plan.
Um also ein bisschen „The Voice“- oder „DSDS“-Feeling zu haben, kopierte die ARD dessen Ideen. Weil aber wenig Kohle da ist, hat man in ein kleines Studio ein Pult, ein paar Lichtstrahler, einen Vorhang und eine Wand aufgestellt, und fertig war der preiswerte Lack.
Worum geht es aber genau? Es wird gecastet, dann gibt es ein Coaching, und am 8. Februar im NDR den „Vorvorentscheid“. Ein Halbfinale ist es nicht, denn im Finale von „Ich will zum ESC!“ treten nur die dort gecasteten Leute auf. Wer die Show gewinnt, darf als neunter Act zum Vorentscheid „Das deutsche Finale“.
Das ist nett gemeint, aber nicht gut gemacht. Einerseits macht man sich einen Riesenaufwand, und am Ende ist die Chance groß, dass au „Ich will zum ESC!“ gar keiner nach Malmö fährt, weil er/sie im eigentlichen Vorentscheid nur eine/r von neun ist.
Andererseits: Gewinnt beim Vorentscheid der Sieger der zweiten Castingshow, könnte man auch fragen, wozu sich die ARD den Aufwand macht, Acts für die Vorentscheidung zu casten, von denen dann keiner weiter kommt.
Warum es nicht möglich ist, dem „deutschen Finale“ ein „deutsches Halbfinale“ voranzustellen, ist nicht klar. Vielleicht ist es eine Frage des Geldes, wobei die Halbfinals ja nicht so glamourös sein müssen.
Zudem ist „Ich will zum ESC!“ irgendwie null ESC. Denn die Leute dort bewerben sich nicht mit dem Song, mit dem sie zum ESC wollen. Das hätte Sinn ergeben. Stattdessen präsentieren sie halt irgendeinen Song. Dabei hätte das ESC-Casting schon mal damit hervorstechen können (müssen!), dass die Kandidaten einen Song aus fast 70 Jahren ESC einstudieren müssen. Das hätte für die ESC-Fans, die man mit dem Casting auch ansprechen, einen Kick gegeben. Als
Und in einer Zeit, in der sich alle möglichst lieb haben sollen und Kritik oder gar Ablehnung bei Castingshows nicht mehr erwünscht sind, ödet es dann doch an, dass Rea und Conchita alle Teilnehmenden toll und super finden und begeistert sind. Warum sie den/die trotzdem ablehnen, ist manchmal unklar, andere mit wirklich nicht guter Stimme aber weiterkommen. Das Ganze bräuchte mehr Schärfe.
Wirklich albern (und übrigens auch nicht zutreffend) ist der Cliffhanger am Ende vom Folge 2, dass man hier aufhöre und man den Rest nur in der ARD-Mediathek sehen könne. Das ist Quatsch! Vielmehr geht es in Folge 3 weiter – die im Ersten am Sonnabend danach laufen wird. Man kann sie aber vorab schon in der Mediathek schauen.
Dort wird „Ich will zum ESC!“ übrigens als die „heißeste Casting-Show“ des Jahres betitelt. Ähm, nein.
-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 24. Januar 2025)
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