Bambi 2023

DO 16.11.2023 | 20.15 Uhr | Sat.1

So richtig hat kaum jemand darauf gewartet. Aber der Bambi ist wieder da. Nachdem in den Jahren 2020, 2021 und 2022 das Reh im Stall bleiben musste, beglückte uns nun Sat.1 mit der Gala, nachdem die Sause viele, viele Jahre im Ersten lief.

Und sagen wir mal so: Am Ende schien auch das Publikum im Saal in München ziemlich ausgelaugt und müde. Selbst als Peter Maffay den Lebenswerk-Bambi bekam, blieb der Applaus verhalten. Aber klar, nach mehr als drei Stunden hat man auch nicht mehr die richtige Lust, so zu tun, als ob man bei der Gala des Jahres sei.

Warum haben es die Deutschen eigentlich absolut nicht drauf, eine unterhaltsame Preisverleihung auf die Bühne zu zaubern? Hier ein bisschen Witz und Ironie, da mal ein flotter Spruch, hier und mal ein überraschender Regie-Einfall.
Der Bambi 2023 bot davon: nichts. Gar nichts. Vielmehr war die Gala eine mehr als müde Abfolge von Laudationen. Getragen, schwer und ernst. Und ehrfürchtig. Als Palina Rojinski einen Preis an Senta Berger vergab, war sie den Tränen nah. Auch Senta Berger selbst blieb ernst und hielt eine etwas wirre Rede über ihre filmische Vergangenheit. Veronica Ferres hatte in ihrer Laudatio so viel Pathos, dass es wirkte, als würde auch sie bald weinen.

Der Abschied von den Verstorbenen wirkte wie ein schnell abgehandelter Programmpunkt, und deutsche Regisseure scheinen es nicht zu raffen, dass in der kurzen Zeremonie die Verstorbenen zählen – und nicht Wincent Weiß, der ein Lied dazu singt. Es ist respektlos, wenn einige der toten Promis nur irgendwo am Bildrand zu sehen sind.

Und von der fehlenden Spannung ganz zu schweigen. Die meisten Preise stehen vorher fest und werden einfach verkündet und mit einem ewig langen Einspieler bedacht, gefolgt von einer Dankesrede.

Es ist wirklich ein Jammer. Seit vielen Jahren dümpelt der Bambi einfallslos dahin. Die Macher haben keine Ideen, vielleicht auch keine Kraft, vielleicht auch keine Lust. Aber der „Bambi 2023“ auf Sat.1 war eine überlange, langweilige Sause, eingelegt in öligem Pathos, übertriebenem Goodwill und spannungsfreiem Gehabe. Schade drum.


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