Festakt zum Tag der Deutschen Einheit 2023

DI 03.10.2023 | 12.30 Uhr | ZDF

Hamburg ist toll. Und natürlich ist auch Deutschland toll. Geradezu fantastisch. Und wissen Sie noch, damals? Die friedliche Revolution in der DDR? Und die Einheit kurz danach?

Tag der Deutschen Einheit 2023. 33 Jahre später. Den 34. Festakt zur Deutschen Einheit (nein, es war nicht der 33., wie mehrfach behauptet) übertrug das ZDF am Mittag des Feiertages live aus der Elbphilharmonie in Hamburg.
Man sollte allerdings dazu sagen, dass das ZDF den Festakt zwar übertragen, aber nicht veranstaltet hat. Vermutlich wäre die Sause dann auch nicht so wolkenfrei gewesen.

Irgendwie ist dieser Festakt vollkommen aus der Zeit gefallen. In 90 Minuten wurde immer wieder betont, wie toll alles sei. Wie erfolgreich das doch alles war. Zweifel? Selbstkritik? Die möchte man bei so einem Festakt vermutlich nicht so gern hören. Beim Fest möchte man ungestört sich selbst hochleben lassen.
Angesichts der Diskussionen um den Stand der Umsetzung der Einheit, angesichts der Probleme im Osten, hätte das doch in irgendeiner Art und Weise dargestellt werden können. Es geht nicht darum, schwarz zu malen. Es geht um das Zeigen von Zwischentönen.

Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, mahnte in seiner Rede da aber immerhin: „Wer in die Zukunft gehen will, muss nach vorn schauen, aber der Blick zurück hilft zu verstehen, worauf es dabei ankommt. Der Weg zur Deutschen Einheit sei keine „lineare Erfolgsgeschichte“ gewesen.
Eine Rede, die diesem Festakt dann doch seine Relevanz zurückgab.

Die Schauspielerin Rhea Harder-Vennewald und der Moderator Yared Dibaba führten durch das Programm. Dabei klebten sie an ihren Moderationskarten – und wer weiß, wer ihnen die geschrieben hat -, und lasen ihre hölzerne Texte vor. Sie zu ihm: „Wie hat es dir denn so gefallen?“ Überraschenderweise lautete die Antwort nicht: „Geht so.“

Einen wichtigen Beitrag zum Tag der Deutschen Einheit sendete das ZDF direkt vor dem Festakt: In „Die Streitrepublik“ kamen Mutter (Grüne) und Sohn (AfD) sowie Vater (AfD-Protestwähler) und Tochter (streicht Wahlzettel durch) zusammen, um darüber zu reden, was falsch läuft in diesem Land. Das war nämlich wirklich spannend, wenn mitunter auch traurig und erschreckend.

-> Die Sendung in der ZDF-Mediathek (bis 3. Oktober 2024)


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Kommentare

4 Antworten zu „Festakt zum Tag der Deutschen Einheit 2023“

  1. ThomasS

    Die Rede von Professor Habert, dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, geht über 20 Minuten und er hält sie in der Elphi vor einem handverlesenen Publikum. Auf diese Zuhörerschaft ist der Text dann auch erkennbar zugeschnitten. Was er sagt, macht ja durchaus Sinn … etwa dass man miteinander reden sollte und auch bei unterschiedlichen Ansichten den Kontakt nicht verlieren darf. Aber ich bezweifle, dass die Botschaft beim Normalbürger ankommt.

    Ich finde das symptomatisch für diese Festakte.
    Aus Anlass des Feiertags sind Sonntagsreden zu halten.
    Und tags darauf geht alles weiter wie bisher.
    Das weiß das handverlesene Publikum, das weiß der Rest der Republik.
    Das weiß sogar der Redner selbst.
    Schade …

    Zum Vergleich: Wenn Urban Priol am Jahresende sein „Tschüssikowski“ Programm darbietet, bin ich nach einer Stunde immer direkt enttäuscht, dass es schon zuende ist. Wenn ein Kabarettist der einzige ist, den du als Festredner ernst nehmen könntest … aber so weit wird es nicht kommen.

    Naja … dann bis zum nächsten Jahr.

  2. ThomasS

    Tatsächlich heißt der Mann natürlich Harbarth.
    Sorry … ich habe mich nur an der Phonetik der Anmoderation orientiert, anstatt nochmal nachzuschauen.

  3. ThomasS

    Das kennst du auch noch aus deiner Militärzeit.
    Freitags war immer „Formaldienst“ angesetzt.
    Bevor wir ins Wochenende durften, mussten wir einen Vormittag lang kreuz und quer über den Kasernenhof marschieren und auf Zuruf Befehle befolgen. „Im Gleichschritt Marsch“, „Rechts um“, „Links um“, „Das Gewehr über“ u.s.w. Rein praktaktisch hatte das keinen Wert, sondern diente lediglich repräsentativen Zwecken und war bestenfalls von außen schick anzusehen.

    Diese Festveranstaltungen sind für mich nichts anderes als ein bundesweiter Formaldienst. Und ebenso wie wir damals sind hinterher auch alle Beteiligten froh um ihren Feierabend.

  4. RT

    Guter Vergleich.
    Wobei ich ja Formaldienst im Vergleich zum Rest noch ganz okay fand.

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