FR 31.03.2023 | Netflix
Eigentlich dachten die fünf Frauen und fünf Männer, dass sie an einer Reality-Show namens „Tropical Desire“ teilnehmen. Dass die Mädels da geile Typen aufreißen und dass die Typen geile Mädels klarmachen können. Entsprechend waren die zehn Teilnehmenden auch schon in großer Kopulationsbereitschaft. Man könnte auch sagen: Sie waren rallig bis oben hin.
Allerdings sind sie nicht bei „Tropical Desire“ gelandet, sondern in einer Show namens „Too hot to Handle“. Die 10-teilige Reihe gibt es jetzt bei Netflix zu sehen.
Bei „Too hot to Handle“ gibt es allerdings Regeln, die für die ralligen Menschen auf dem hübschen mexikanischen Gehöft alles andere als hilfreich sind: Sie dürfen sich nicht streicheln, nicht küssen, lecken, fingern, stimulieren und richtigen Sex schon mal gar nicht. Ach ja, und auch keine Selbstbefriedigung.
Schock für das sexbereite Volk. Kein Sex. Für vier Wochen. Der Druck war groß, im, nun ja, wahrsten Sinne des Wortes. Zumindest untenrum.
In der Show geht es um 200.000 Euro, die am Ende eine Person oder ein Paar gewinnen kann. Aber: Wird gegen die Regel verstoßen, wird sofort Kohle aus dem Jackpot abgezogen. Küssen kostet 6000 Euro, Küssen mit, ähm, anfassen kostet 10.000 Euro – und bei allem anderen wird es so richtig teuer.In der Regel schliefen Mann und Frau in einem Bett – ohne dass jeglicher Druckabbau gestattet war.
Gerade in den ersten Folgen staunt man: Da kommen zehn junge, sehr hübsche Menschen zusammen, und das einzige Ziel, was sie in der Sendung hatten, war: Sex. Mindestens einmal einen wegstecken, mindestens einmal einen Gast empfangen. Und so dreht sich anfangs alles darum, was sie nicht dürfen. Und es ist erstaunlich, wie nervös eine paarungsbereite Gruppe sein kann, wenn ihnen die Paarung verboten wird.
Erstaunlich ist aber vor allem, mit welcher Selbstverständlichkeit einige von ihnen das Geld verprassen. Ein Kuss wird doch wohl drin sein, den sehen die Kameras doch nicht. Doch die Kameras sehen alles. Unter der Decke fummeln – sieht man doch nicht. Doch! Sieht man.
Emily und Kevin lassen es mehrfach so richtig krachen. Heissa-juchei, das ganze Programm, inklusive Mundarbeit – also, untenrum. Mehr als 100.000 Euro verlieren alle allein durch die beiden. Egal, wurscht, ist doch nur Geld, und wir sind geil, was soll man da machen?
Erstaunlich ist ebenfalls, wie ruhig die anderen bleiben, wenn die Stöße, äh, Verstöße aufgedeckt und geahndet werden. Da ist zwar Ärger und ein Anflug von Wut – aber am Ende ist der Geldverlust dann doch nicht so schlimm. Komm, lass uns mal küssen – ist eh alles wurscht.
Vermutlich geht es nur in Deutschland so zur Sache, denn nach der Sexnacht von Emily und Kevin wird erwähnt, dass das ein weltweiter Rekord gewesen sei. Deshalb ist es auch merkwürdig, dass die Show ab 12 freigegeben ist – dafür wird dann aber verschämt auf bestimmte Szenen oder Bilder verzichtet. Das wirkt dann aber in einer so unterschwellig versexten (na gut, die deutsche Version ist an einigen Stellen nicht nur unterschwellig versext) Sendung sehr albern. FSK 16 – wenn schon, denn schon.
Zum Ende hin wendet sich immerhin aber das Blatt. Ob das am Geldverlust liegt, ist nicht klar. Aber die Teilnehmenden bekommen im Laufe der vier Wochen auch Kurse, in denen sie lernen, ihre Geilheit irgendwie zu kanalisieren und überhaupt mehr darüber nachzudenken, was die anderen Menschen ausmacht. Dass nicht nur der Sex zählt. Das beruhigt dann doch, dass in diesen Leuten mehr steckt als dass sie ständig rallig sind.
„Too hot to Handle“ auf Netflix ist einerseits gruselig, manchmal regelrecht abstoßend und ärgerlich – und dennoch: auch ziemlich interessant und ziemlich so packend, dass man alle zehn Folgen sehen will.
Nach der Show hat dann übrigens das Gewinnerpaar ordentlich losgelegt – kürzlich ist das Baby zur Welt gekommen.
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