Na siehste!

SO 05.02.2023 | 22.05 Uhr | NDR

Wie peinlich ist es eigentlich, wenn in einem vom NDR produzierten Quiz der Inhalt einer anderen, vom NDR produzierten Sendung, verfälscht wiedergegeben wird?
Die Antwort: sehr peinlich.

Immer am Sonntagabend läuft im NDR derzeit das Fernsehquiz „Na siehste!“ mit Elton. Ein Rateteam muss Fragen rund um das Fernsehen lösen. Aber erstaunlicherweise unterlaufen der Redaktion scheinbar in jeder Sendung kleinere und größere Fehler. Klare Recherchepannen.

In der jüngsten Ausgabe ging es um einen Ausschnitt aus den „Tagesthemen“ von 1995. Sprecher Jo Brauner lies dort eine Meldung und muss sich stark beherrschen, nicht laut loszulachen. Dazu liest Elton vor dem Ausschnitt dem Rateteam die Frage vor, welche Meldung denn Jo Brauner so aus der Fassung gebracht habe. Es gibt vier Antwortmöglichkeiten, und die vier prominenten Kandidaten müssen raten, ob A, B, C oder D stimmt.
Das Problem: Weder A, noch B, C oder D stimmen. Keine Antwort ist richtig, und genau genommen ist schon die Frage an sich vollkommen unsinnig.
Denn Jo Brauner hat in der Sendung nicht wegen des Inhaltes der Meldung gelacht, sondern weil Tagesthemen-Moderator Ulrich Deppendorf ihm vorher aus Versehen in die Meldung gequatscht hat, weil er dachte, er sei schon dran. Das brachte Brauner dann aus der Fassung, und beim Verlesen der nächsten Meldung musste er lachen.
Dass der TV-Quiz-Redaktion ein solcher Recherchefehler unterläuft, ist schon deshalb extrem peinlich, weil diese Tagesthemen-Panne zu den legendären Ausschnitten gehört, die immer mal wieder gezeigt werden.
Hätte im Panel jemand gesessen, der die wahren Hintergründe des Ausschnitts gekannt hätte, wäre es wirklich spannend geworden. Vermutlich hätte die Aufzeichnung unterbrochen werden müssen.

Schon in der Woche zuvor gab es bei „Na siehste!“ eine Formulierung, die darauf schließen ließ, dass man in der Redaktion nicht vernünftig recherchiert habe.
Da ging es um den DEFA-Kinofilm „Verbotene Liebe“. Er wurde 1989 gedreht und kam 1990 ins Kino. Manuela Schwesig spielte darin eine kleine Rolle, die Thema im Quiz war. Und während der Ausschnitt lief, wurde der Film im Off-Text als „Machwerk“ bezeichnet.
Warum ist unklar, denn „Verbotene Liebe“ ist alles andere als ein Machwerk. Kurz vor der Wende wurden auch die DEFA-Filme wieder mutiger. Inhaltlich ist „Verbotene Liebe“ sogar Zündstoff gewesen, denn es ging um ein Paar, bei dem der Junge schon 18 ist, seine Freundin aber erst 12 oder 13.
Zwar gibt es Szenen, die auch den sozialistischen Alltag zeigen, die Parteilinie steht aber aber alles andere als im Vordergrund.
Es gab in der DDR wirklich filmische Machwerke. „Verbotene Liebe“ gehört nicht dazu.
Aber für die Rechercheure von „Na siehste“ ist das wohl alles zu viel verlangt.

Und darüber hinaus: Da holt man sich ins Quizpanel schon Stars wie Jürgen von der Lippe oder Kurt Krömer, und dann sitzen die da einfach nur rum und haben eigentlich gar nichts zu sagen. Was für eine Verschwendung.

-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 9. März 2023)


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