Glücksrad

DO 26.01.2023 | 20.15 Uhr | RTL ZWEI

Thomas Herrmanns hat sich einen Traum erfüllt. Er durfte als Buchstabenfee arbeiten und beim „Glücksrad“ an der Ratewand stehen.
Und wir durften ihm dabei sogar zusehen. Erstaunlicherweise bei RTL ZWEI.

RTL ZWEI steckt in großen Schwierigkeiten. Dem Zuschauer gehen nämlich die Zuschauer flöten. Die junge Zielgruppe, die der Sender ansprechen will, schaut kaum noch linear Fernsehen. Deshalb muss man nun vermehrt und offensiv auch die älteren Leute ansprechen.
Zum Beispiel mit dem „Glücksrad“.

In diesem Jahr ist es 35 Jahre her, dass bei Sat.1 das „Glücksrad“ an den Start ging. Wegen sinkender Quoten und zu alter Zuschauer (!) gab man es 1998 an Kabeleins ab, später lief es noch als Sparversion bei 9Live und kurzzeitig beim damaligen RTLplus (heute: RTLup). Und nun bei RTL ZWEI als große Abendshow. Am Donnerstag lief die erste Folge – und ob es eine zweite gibt, weiß man gerade nicht so genau.

Allerdings hatte man irgendwie keine große Lust, sich mal ein bisschen Gedanken über das Konzept zu machen. Stattdessen schien das Motto zu sein: Machen wir es einfach noch ein bisschen langweiliger als damals.
Damals, in der besten Zeit der Show, funktionierte das „Glücksrad“ ja so. Es gab drei Runden. In Runde 2 zusätzlich einen Sonderpreis, in Runde 3 einen hohen Betrag auf dem Rad – 5000 D-Mark. Die Rundengewinner konnten sich was von der jeweiligen Gewinnpalette aussuchen. Dann kam das Superspiel, ein kleines Kreuzworträtsel, an dem sich die drei Kandidaten beteiligten, und schließlich die Bonusrunde mit der Möglichkeit, ein Auto oder was auch immer zu gewinnen.

RTL ZWEI wollte es zwar groß. Aber leider auch billig. Vielleicht war aber auch die Gage für Thomas Herrmanns und Sonya Kraus so hoch, dass für die Kandidaten kaum noch was übrig blieb.
Die Gewinnpaletten fielen jedenfalls weg. Auch konnten die Rundensieger ihr erspieltes Geld nicht behalten. Sie bekamen: nichts.
Stattdessen gab es dreimal drei normale und unspektakuläre Glücksrad-Runden. Am Ende durften die drei Sieger noch mal drei Runden spielen, diesmal immerhin mit Sonderpreis in Runde 2 und 2500 Euro-Segment auf dem Rad in Runde 3. Und am Ende noch eine Bonusrunde, bei der der Sieger 5000 Euro gewann.

Zwischendurch hampelte Herrmanns hochalbern an der Buchstabenwand herum, was aber nur ihm Spaß machte.

Klar, auch das „Glücksrad“ bei RTL ZWEI reitet auf der Retrowelle, die eigentlich mehr eine Panik der Programmmacher ist, weil man lieber nichts Neues mehr probiert.
Allerdings hätte man sich auch bei RTL ZWEI mal ein bisschen was für das „Glücksrad“ überlegen können. Stur zig Runden zu spielen, ist auf Dauer schlicht langweilig. Nicht mal irgendwelche Schnellraterunden oder mal etwas andere Rätsel. Da war die Show selbst Anfang der 90er schneller und innovativer. Wenn man aus einem kleinen Vorabendquiz eine überlange Abendshow macht, dann muss man sich auch überlegen, wie man die Menschen überraschen will. Hat man leider nicht gemacht.
Es scheint, als ob die Programmmacher von heute voller Angst auf das Gestern zurückgreifen, aber keine Ahnung haben, wie man das Gestern auf das Heute übertragen kann. So wird das jedenfalls nichts, und schon gar nicht bei RTL ZWEI.

-> Die Sendung bei RTL+


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