Queer as Folk

MO 17.10.2022 | Lionsgate+

Und wieder vergreifen sich sogenannte Kreative an Serien – oder Serientiteln -, die längst Geschichte, in bestimmten Kreisen Kult und unvergessen sind. Auf Lionsgate+ sind acht Folgen von „Queer as Folk“ zu sehen.

„Queer as Folk“ setzte Maßstäbe. 1999 gab es die Ur-Version aus Großbritannien, eine 10-teilige Serie in zwei Staffeln. Aber so richtig bekannt wurde die US-Adaption, die 2000 an den Start ging und es auf fünf Staffeln und 83 Folgen schafften. Insbesondere sie setzte Meilensteine. Erzählt wurde damals die Geschichte einer schwulen Clique, ergänzt durch ein lesbisches Paar und weiteren Nebenhandlungen. Alle damals großen Themen wurden angesprochen: Coming out, Gewalt gegenüber schwulen Männern. Krankheiten, Süchte, später auch Kinderwunsch – und natürlich Beziehungen und Sex. Brian und Justin waren mit ihren 12 Jahren Altersunterschied die prägenden Hauptfiguren. In Deutschland lief die Serie einst bei ProSieben.
Wenn man an eine Neuauflage von „Queer as Folk“ denkt, dann natürlich auch mit den damaligen Figuren , sicherlich ergänzt durch einen jüngeren Cast. Aber wahrscheinlich aus gutem Grund gab und gibt es diese Fortsetzung nicht.

Stattdessen ein vollkommen neues „Queer as Folk“, das sich darauf beschränkt, nur einige Motive der alten Serie locker zu übernehmen.
Brian heißt hier Brodie, er hat sein Medizinstudium abgebrochen und kehrt nach New Orleans zurück. Im Club „Babylon“ sieht er den (natürlich) zwölf Jahre jüngeren Mingus auf der Bühne tanzen – doch es kommt zu einem tragischen Anschlag.
Desweiten gibt es die Transfrau Ruthie, beste Freundin von Brodie und Lehrerin von Mingus. Sie ist mit Shar zusammen und bekommt nach einer Samenspende von Brodie Zwillinge.
Dann gibt es noch Brodie Ex-Freund Noah, der mit Noahs Bruder anbandelt.

Aus heutiger Sicht wirft man der 2000er-Version von „Queer as Folk“ vor, zu wenig divers zu sein. Was aber vielleicht daran liegt, dass es 2000 überhaupt schon mutig war, überhaupt so eine Serie mit diesen Themen zu produzieren. Die 2022er-Version ist nun dafür umso diverser. Die Leute in der Serie sind schwul, lesbisch, trans, nonbinär, behindert, weiß, schwarz, es gibt Drags und besorgte Mütter.
Das ist einerseits für so eine Serie in Ordnung und auch wichtig. Andererseits ist „Queer as Folk“ im Jahr 2022 damit vollkommen überfrachtet. Es sind teilweise viel zu viele Geschichten, die parallel erzählt werden, und es sind leider auch nicht alle der Storys spannend. Es fehlt manchmal ein Fokus.
Die Folgen 7 und 8 fallen dann in der Spannungskurve leider völlig ab. In Folge 7 wird episodisch erzählt, zum Beispiel ein Drogentrip von Brodie, den man allerdings – mit Verlaub – so schon sehr oft inszeniert bekommen hat. Das Ende dieser Serie irritiert dann völlig und ist leider auch absolut ärgerlich doof.

Und, ja, das Ende: Denn es steht schon fest, dass es keine 2. Staffel geben wird. Und das ist nicht mal wirklich schade. Denn hier wächst einem niemand so richtig ans Herz. Es war schlichtweg falsch, die Serie unter dem Label „Queer as Folk“ laufen zu lassen. Da erzeugte Erwartungen, die diese Serie nicht erfüllen konnte. Man wollte aber diesen Bekanntheitsgrad abgreifen, aber besser wäre es wohl gewesen, der Serie ein komplettes Eigenleben zu lassen – und bessere Drehbücher zu schreiben.

-> Die Serie bei Lionsgate+


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