Mo Asumang und der Streit ums queere Leben

MO 05.09.2022 | 22.25 Uhr | 3sat

Toni, der Assi, spürt, wenn ein Homosexueller an ihm vorbeigeht oder vor ihm steht. Schwule würden sich anders bewegen und anders reden, sagt Toni, der Assi.
Toni, der Assi nennt sich übrigens selbst so. Wobei es selten vorkommt, dass ein Namen so sehr passt.

Die Journalistin Mo Asumang trifft sich in einer Dokureihe mit Menschen, die radikale Ansichten haben. Sie will hören, was sie zu sagen haben, auch wenn sie ihnen vielleicht gar nicht viel entgegensetzen kann – weil: Was will man dem Gequatsche von einem der sich Toni, der Assi, nennt, auch entgegensetzen? Alles Kluge droht dort ja abzuprallen.
In „Mo Asumang und der Streit ums queere Leben“, am Montagabend auf 3sat, stand sie nun also mit diesem Toni in dessen Wohnung. Toni, der Assi, trug legere Sportklamotten und eine Sonnenbrille, weil es ja so hell war. Mit Coolness kann es ihm eigentlich nicht so viel zu tun haben. Wo keine Coolness ist, kann auch keine Sonnenbrille helfen. Mit einem affektierten Grinsen trug er jedenfalls seine unterirdischen Ansichten vor.
Im Moment spüre er nichts, sagt er dann noch – und das, obwohl Mo Asumang den Zuschauenden gerade noch gesagt hat, sie sei bisexuell. Toni, der Assi, scheint also doch nicht alles zu spüren – oder er spürt nur Schwule, was ja vielleicht auch seine Gründe hat. Soll ja wirklich Leute geben, die sagen, sie hätten einen „Gaydar“ – auch Toni, der Assi?

In seinen Songs setzt Toni, der Assi, Schwule mit Pädophilen gleich. Und während er auf seinem Sofa flätzt, liest ihm Mo Asumang entsprechende Zeilen vor. Und dann rechtfertigt er sich: Er mache den Fernseher an, Kinderschänder auf ProSieben, Schwule, die eine Ehe führen, Kinder die schon Kinder kriegen. Meine Güte, Toni, der Assi, scheint wirklich nur Sendungen zu sehen, die ihn böse triggern. Er spiegele in seinen Songs wider, er sei ntv auf Deutschrap, und bei ntv wird man das interessiert zur Kenntnis nehmen.

Aber man kann ja schon dankbar sein, dass er in seinen Songs nicht dazu aufruft, Schwule zu klatschen – wobei das dann vielleicht seine Fans oder andere Elemente übernehmen.

Es ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits ist schon die Frage, warum man dem Assi diese Bühne gibt. Andererseits ist es auch gut zu sehen, was und wen unsere Gesellschaft alles aushält, und es ist nur schwer auszuhalten, wie dieser Typ arrogant grinsend auf seinem Sofa sitzt und und Schachsinn erzählt. Die Drehs müssen für Mo Asumang nicht gerade einfach gewesen sein.

-> Die Doku in der 3sat-Mediathek (bis 4. September 2022)


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