Schleswig-Holstein-Magazin: NDR-Krise

MI 31.08.2022 | 19.30 Uhr | NDR

Ungewöhnlicher Beginn für das Regionaljournal des NDR: Am Mittwoch begann das „Schleswig-Holstein-Magazin“ mit einer Demo. Das Team der Sendung versammelte sich vor dem Gebäude.
Gabi Lüeße und Henrik Hanses, die das Magazin moderieren, erklärten, warum sie dort stehen und nicht im Studio. Es handele sich um „eine der schwersten“ Sendungen, so hieß es. „Es sind schon wieder sehr schwerwiegende Vorwürfe gegen Führungskräfte unseres Funkhauses veröffentlicht worden. Es geht wieder darum, dass sie Berichterstattung manipuliert haben sollen“, so Gabi Lüeße. „Das trifft uns als unabhängige Journalisten bis ins Mark. Auch wenn es bislang nur Vorwürfe sind.“

Die Krise beim rbb wächst immer mehr zu einer Krise der ARD oder gar des öffentlich-rechtlichen Systems heran.
Birgit Spanner-Ulmer, Technik-Direktorin des BR, soll gleich zwei Chauffeure und zwei Dienstfahrzeuge haben.
Beim mdr in Sachsen-Anhalt ist Landesfunkhausdirektorin Ines Hoge-Lorenz zurückgetreten. „Ich habe es vor meinem Amtsantritt (…) versäumt, klar darüber zu informieren, dass mein Ehemann vor über zehn Jahren in der Causa Foht eine Rolle gespielt hat.“ Dabei handelt es sich um einen Skandal von 2011. Dem früheren mdr-Unterhaltungschef Udo Foht wird Betrug, Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung vorgeworfen, ab Februar 2008 solle es Filz und Geldschiebereien gegeben haben.

Und nun der NDR in Schleswig-Holstein. Laut „stern“ habe es in der Berichterstattung über Misshandlungen in Heimen nach dem Krieg durch die Politikchefin Eingriffe in die Redaktionsarbeit gegeben. Es habe Druck gegeben, das DRK als einen der Heimbetreiber nicht zu nennen. Hintergrund sind mögliche persönliche oder familiäre Verstrickungen an verschiedenen Stellen. Auch soll die Trunkenheitsfahrt eines prominenten CDU-Politikers im NDR verschwiegen worden sein.
Im „Schleswig-Holstein-Magazin“ lief dann ein Beitrag der Kollegen aus Hamburg zur aktuellen Lage. Man wolle offen mit dem Thema umgehen.
Es heißt, dass das Thema 2020 schon im Umlauf gewesen sei. Es habe ein schlechtes Betriebsklima geherrscht, aus dem oberen Etagen wurde Angst gemacht – was vermutlich auch der Grund ist, warum bis jetzt nichts nach außen drang. Auch beim NDR gab es schon Rücktritte – schade ist nur, dass man das Thema am Mittwoch in fünf Minuten abfrühstückte. Und wo war eigentlich der Intendant, der sich hätte dazu positionieren können?

-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 7. September 2022)


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