DO 18.08.2022 | 23.00 Uhr | EWTN

Es ist ein bisschen schummrig. Drei Leute sitzen im Halbdunkeln und schauen nach vorne. Dort allerdings passiert gar nicht so viel. Um nicht zu sagen: nichts. Nichts passiert vorn auf der Bühne.
Vorne ist nur ein gezeichnetes Bild einer Frau zu sehen – in einem leuchtenden Ring. Die Frau steht eindeutig im Mittelpunkt. Aber es ist eben doch nur eine Zeichnung.
Und die drei Leute im Raum: Sie schauen nach vorn.

Und das alles live im Fernsehen.
Viel Aufwand wird allerdings nicht betrieben – in jeglicher Hinsicht. Die feststehende Kamera zeigt den Raum in de Totalen. Die drei Leute sind nur von hinten zu sehen, dafür aber ganz groß – und sehr beleuchtet – die gezeichnete Frau. Genau genommen geht es eigentlich ausschließlich um diese Frau, auch wenn nichts weiter passiert. Und das eine Stunde lang am Donnerstagabend. Live aus Niepokalanów in Polen. Auf dem katholischen Sender EWTN.

Auch wenn es die wohl eintönigste Live-Übertragung des deutschen Fernsehens ist, hat diese natürlich auch einen Sinn. Denn die gezeichnete Frau ist die heilige Maria. In der Mitte, wo das Herz ist, ist ein gleißend heller Kreis. Er sieht aus wie eine Hostie.
Titel der packenden Live-Übertragung ist übrigens „Eucharistische Anbetung“. Dabei handelt es sich um eine Gebetsform in der römisch-katholischen Kirche. In deren Mittelpunkt steht das sogenannte Allerheiligste, die in der heiligen Messe konsekrierte Hostie. Diese wird anbetend verehrt.

Heißt: Die drei Leute in der Live-Übertragung (es ist nach 23 Uhr, und ob noch weitere Menschen vor Ort sind, ist im Bildausschnitt nicht zu sehen) sitzen da und beten die Hostie an. Und die Übertragung dient offenbar dazu, dass die Zuschauer das zu Hause auch machen können.
Und wie sollte es anders sein: Niepokalanów ist auch nicht irgendein Ort. Durch die Heiligsprechung von Maximilian Kolbe ist der Ort in Polen ein beliebter Marienwallfahrtsort. Er wird in jedem Jahr von mehreren hundert Pilgern besucht.

Wenn also diese Live-Sendung im kirchlichen Spartenkanal reichlich skurril wirkt, so hat sie doch für einige Menschen einen sehr tiefen Sinn.