Colin in Black & White

DO 10.03.2022 | Netflix

Will er etwa Obst klauen? Er wird beobachtet, weil er am Obstkorb steht.
Ist er mit seinen Freunden etwas lauter, wird er vom Ordner direkt angezählt. Während sich andere Jungs nebenan fast kloppen. Was den Ordner aber nicht interessiert.
Und dann diese Haare – ob man die mal anfassen kann?
Er wird von der Polizei angehalten – weil er leicht zu schnell fuhr. Und er hat Angst, große Angst.
Es sind wirklich unschöne Momente – und der jugendliche Colin Kaepernick erlebt sie nur aus einem Grund: Er ist schwarz.

Man könnte meinen, dass die Netflix-Serie „Colin in Black & White“ davon erzählt, wie eben jener Colin mit aller Macht Footballer werden will. Sein Weg, eine Mannschaft zu finden, ist hart und steinig. Denn er könnte auch Baseball spielen – auch in diesem Sport ist er ein Ass. Aber Football soll es sein.

In der 6-teiligen Miniserie ist es der erwachsene Colin Kaepernick selbst, der seine Geschichte erzählt. Mit uns Zuschauern schaut er sich die Szenen aus seinem Leben an. In den Spielszenen wird er von Jaden Michael dargestellt.

Vor allem zeigt die Serie jedoch, wie die USA noch noch in den 2000er-Jahren getickt haben. Oft sehen wir in Filmen, wie Menschen mit dunkler Hautfarbe in den 60ern diskriminiert werden. In den 2000ern denkt man, dass sich vieles zum Guten verändert hat – Kaepernick aber zeigt, dass es eigentlich nicht sehr viel besser geworden ist.
Immer wieder erfährt er Diskriminierung, wenn andere bevorzugt werden oder Vorurteile auf ihn einprasseln.
Er ist adoptiert, seine Adoptiveltern sind Weiße, und sie lieben ihren Sohn, und sie unterstützen ihn. Doch bei all ihrer Liebe – auch sie sprechen nur sehr ungern über Diskriminierung, spielen vieles runter und merken nicht, dass sie es mit einem Fall von Diskriminierung zu tun haben. Wenn sie die Diskriminierung nicht nachvollziehen können und – in aller Liebe – vor Colin darüber hinweggehen, sind das sehr traurige Momente.

Und so gibt es in dieser Miniserie ganz starke Folgen, die man durchaus erschüttert zur Kenntnis nimmt – weil sie bereits in der ach so modernen Welt spielen und nicht in der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Heute ist Colin Kaepernick übrigens kein aktiver Footballer mehr. In der Saison 2016/17 begann er, sich hinzuknien, wenn die Nationalhymne gespielt wurde – um gegen Rassismus und Polizeigewalt zu protestieren. Damit machte er sich mächtige Feinde. Rechte Medien tönten, er sei ein Volksverräter. Präsident Donald Trump machte Druck, indirekt auch die NFL. Er solle damit aufhören, angeblich weil deshalb die Einschaltquoten sanken. 2017 verließ Kaepernick seinen Verein, und bis heute hat er keinen neuen Vertrag. Wie gesagt: 2017. Rassismus, bis heute.

-> Die Serie auf Netflix


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