SO 06.03.2022 | 22.00 Uhr | Das Erste
Es ist schon wieder eine dieser Zeiten, in der man keinesfalls Politiker sein möchte. Jemand, der so unfassbar viel Verantwortung trägt, wenn man es mit einem Krieg zu tun hat, der droht, sich auszuweiten.
Und so erleben wir in diesen Tagen in Interviews Verantwortungsträger, die ein Stückweit fassungslos und ratlos sind. Die knallhart aufzeigen, dass es gerade sehr schwierig ist, Lösungen zu finden. Dass es quasi unmöglich ist, in Schwarz oder Weiß zu denken. Dass man stattdessen Kompromisse eingehen muss – und dass die weh tun, ordentlich weh tun.
Am Sonntagabend war im Ersten Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) per Schalte bei Anne Will zu Gast. Mit sehr ernster Miene saß sie da. Sie sprach relativ schnell, relativ kurzatmig, manchmal wirkte es, als würde ihre Stimme ein bisschen zittern.
Es seien die Momente in der Außenpolitik, wo man nur zwischen Pest und Cholera entscheiden könne.
Was das doch, von einer Politikerin ausgesprochen, für ein schlimmer Satz ist. Er bedeutet: Egal, was man entscheidet, es ist immer beschissen. Irgendwer verliert immer.
Wenn es einfach wäre, dann sei diese einfache Lösung längst präsentiert worden, so Baerbock weiter. Es sei die Verantwortung, die zu tragen sei, dass dieser Krieg in der Ukraine nicht zu einem dritten Weltkrieg führe.
Es ist einfach nur schauerlich. Solche Sätze hätten wir noch vor zwei oder drei Wochen niemals irgendwo erwartet. Und es ist mutig und gut, dass Baerbock diesen Zwiespalt so deutlich ausspricht.
-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 6. März 2023)
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