Eldorado KaDeWe – Jetzt ist unsere Zeit

MO 27.12.2021 | 20.15 Uhr | Das Erste

Berlin, 1918, nach dem Ersten Weltkrieg. Die Zahl der Männer in der Stadt ist nach den Kampfeinsätzen mit vielen Toten verschwindend gering. Die Menschen in Berlin sind arm.
Wie kann sich da ein Luxus-Kaufhaus wie das KaDeWe in Berlin auf diese Zeit einstellen? Gebrauchswaren des täglichen Bedarfs? Oder soll man weiterhin auf den Luxus und damit auf Hoffnungen und Träume setzen?
Adolf Jandorf und sein Buchhalter Georg versuchen das Geschäft einigermaßen sicher durch die Zeit zu führen – alles andere als einfach.

Davon handelte die sechsteilige Serie „Eldorado KaDeWe – Jetzt ist unsere Zeit“, die das Erste am Montagabend fast fünf Stunden lang am Stück zeigte.
Die Serie war eine spannende Reise in die Zeit von vor rund 100 Jahren. Der wirtschaftliche Wiederaufbau, die Inflation, aber auch die sexuellen Freiheiten. Frauen bieten Männer sexuelle Dienste an, Frau verliebt sich in Frau.

Und dann sind wir in der Serie unterwegs mit der U-Bahn. Anno 2021. Steigen auf einem Bahnhof aus mit BVG-Schilder. Oder eine Pferdekutsche fährt an einem modernen Autos aus unserer Zeit vorbei. Und es dringen heutige Verkehrsgeräusche ins Haus ein.
Die irritierende Vermischung des Lebens von vor 100 Jahren und von heute ist – so heißt es – gewollt. Es handele sich um ein Stilmittel, das Regisseurin Julia von Heinz angewandt habe, um die Zeiten zu vermischen, um das Damals ins Heute einfließen zu lassen.
Stilmittel hin oder her: Es lenkt ab. Als Zuschauer macht man sich Gedanken, was das soll, wieso eine Figur von 1920 plötzlich in Kulissen von 2020 unterwegs ist. Das Stilmittel funktioniert nicht.

Schade auch, dass die Serie im Ersten innerhalb von fünf Stunden runtergesendet worden ist. Es ist wieder eines dieser merkwürdigen Ausstrahlungskonzepte, die man damit begründet, man produziere ja für die Mediathek. Aber eine Serie zur besten Sendezeit zu starten und dann von den linearen Zusehern zu verlangen, fünf Stunden am Stück, bis 1 Uhr dranzubleiben, ist happig und überhaupt nicht zuschauerfreundlich.

-> Die Serie in der ARD-Mediathek (bis 22. März 2022)


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Kommentare

2 Antworten zu „Eldorado KaDeWe – Jetzt ist unsere Zeit“

  1. ThomasS

    In dieses Monumental-Event habe ich immer mal wieder reingezappt, wenn „Die Simpsons“ und „Family Guy“ auf Pro Sieben Werbepause hatten. Mein Eindruck: Wieder mal der übliche „Geschichtsunterricht“ im Degeto-Format. Also alles sehr flach und banal und auf Einzelschicksale begrenzt.

    Was ich mich gefragt habe: Hieß das Teil wirklich schon 1918 „Kaufhaus des Westens“?!? Ich hatte immer gedacht, der Name wäre erst nach der Teilung Berlins erfunden worden, um sich vom Osten der Stadt abzugrenzen.

  2. RT

    Das KeDeWe gibt es seit 1907 unter diesem Namen, ja.

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