Prominent und obdachlos – Gosse statt Glamour

MI 10.03.2021 | 20.15 Uhr | RTL ZWEI

Tobi Wegener hat eigentlich schon am Anfang keinen Bock mehr. Er soll wirklich draußen schlafen? Wie ein Obdachloser? Damit hat er ja überhaupt nicht gerechnet.
Tja, wie hätte er auch damit rechnen sollen, wenn er an einem Format teilnimmt, das „Prominent und obdachlos“ heißt? Denn normalerweise werden Promis in Realityshows im Fernsehen doch immer schön umsorgt – wenn sie nicht gerade im Dschungel hocken. Tobi Wegener hat es bei „Promis unter Palmen“ erlebt. Schön den Champagner schlürfen, herrlich in der Sonne liegen.
Und jetzt: Leipzig. Ohne Hotel. Dafür mit Isomatte und Schlafsack. Armer Tobi.

In „Prominent und obdachlos – Gosse statt Glamour“ schickt RTL ZWEI jetzt mittwochabends Prominente auf die Straße. Um dort zu bleiben und um dort auch zu übernachten. Nun könnte man denken: Noch ein Trash-Format. Und: Was sollen die Promis auf der Straße schon erleben? Sie werden ein bisschen rumheulen, wie mies es ihnen doch auf der Straße geht.
Aber erstaunlicher- und erfreulicherweise unterschätzt man dieses RTL-ZWEI-Format damit ein bisschen.

Denn Tobi Wegener trifft in Leipzig sehr bald auf richtige Obdachlose. Der Realitystar hat in seinem Leben ziemlich sicher noch nie mit Menschen zu tun gehabt, die auf der Straße leben. Und so stromert er wie ein scheues Reh über Leipzigs Plätze. Er redet mit Männern, die auf der Straße leben. Einer von ihnen beginnt morgens um halb 6 zu trinken. 15 Bier am Tag und 2 große Flaschen Schnaps. Tobi Wegener ist bestürzt – wie so oft in diesen Tagen. So lange dauert das Experiment, heißt es.

Währenddessen ist Désirée Nick aus ihrer Villa im beschaulichen Falkensee auf die Straßen Dortmunds gezogen. Sie ist deutlich tougher als Tobi in Leipzig. Sie geht auf die Leute zu, spricht mit ihnen. Eine junge Frau erzählt, dass sie momentan keine andere Möglichkeit sieht. Die Nick sagt, es müsse keine Obdachlosen geben, wenn sie das nicht wollten – von der Meinung rückt sie auch nach dem Experiment und den Gesprächen, die sie führte, ab. Das Schlafen irgendwo an einer Hauswand fällt ihr schwer, der Rücken tut weh, und am Morgen kommt der Straßenreiniger und bläst ihr den Staub ins Gesicht.

„Prominent und obdachlos“ ist zumindest ansatzweise tiefgründig. Als Zuschauer bekommt man zumindest eine Ahnung davon, was auf den Straßen abgeht. Inwiefern alles geplant sein könnte, bleibt aber unklar. Es ist ja immer ein Kamerateam dabei. Die wirkliche Härte der Obdachlosigkeit, das ganze Ausmaß, bekommen die Promis nicht zu spüren. Aber alleine das Entsetzen und das Unbehagen von Tobi Wegener zeigen, dass er tatsächlich aus seiner Komfortzone rausgeholt worden ist.
Tiefgründiger wäre die Sendung übrigens, wenn man nicht pro Folge drei Promis begleitet, der Dritte war irgendein Billigsoap-Typ, der mir unbekannt war. Würde man sich auf zwei Promis beschränken, könnte man ausführlicher zeigen, wie die drei Tage abgelaufen sind.
Klar ist aber auch, dass zumindest diese erste Folge kein echter Trash war. RTL ZWEI lädt die Zuschauer in ein Milieu ein, das man nicht alle Tage so im Fernsehen präsentiert bekommt.

-> Die Sendung bei TV Now


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