FR 24.07.2020 | 21.17 Uhr | tagesschau24
Die schlechte Nachricht überbringen. Sie werden sterben. Der Tumor ist gewachsen. Die Therapie hat nicht angeschlagen. Sie haben nur noch wenige Wochen. Sie sind austherapiert. Viele, sehr viele Ärzte haben nicht explizit gelernt, wie man solche Hiobsbotschaften dem Patienten überbringt. Dabei ist es ein wichtiger Baustein, zu lernen, wie man einfühlsame, ernste und traurige Gespräche führt. Wie man Menschen dabei nicht verletzt, wie man die Balance schafft zwischen zuhören und erklären.
Die Doku „Hiobsbotschaft – Wie Ärzte um die richtigen Worte ringen“, am Freitagabend auf tagesschau24 – die Erstausstrahlung lief Anfang der Woche im Ersten – zeigte, wie diesem Zustand entgegen gesteuert wird.
Das Problem: Geld. Das Vergütungssystem in den Kliniken honoriert Diagnosen und Therapien sehr viel besser als die „sprechende Medizin“. Was übrigens auch ein Grund dafür ist, dass vielen Kliniken spezielle Kinderstationen zu teuer sind. Schon jetzt bleibt im Klinikalltag zu wenig Zeit für Visiten und entsprechende Patientengespräche. Und in dieser Hektik dann noch einfühlsame Gespräche führen sollen?
Die Doku zeigte einerseits Gruppenübungen, bei denen Hiobsbotschaftsgespräche geführt wurden. Ein junger angehender Arzt und ein Patient erlaubten dem Drehteam aber auch, bei einem echten Gespräch dabei zu sein. Es war das erste derartige Gespräch für den jungen Arzt in Ausbildung überhaupt. Er musste dem Mann sagen, dass die Therapie nicht angeschlagen habe. Wie lange noch?, wollte der Patient wissen, und: Werde ich Schmerzen haben.
Man merkte beiden an, wie schlimm dieser Moment war, aber auch, dass es gut war, klare Worte zu finden und dabei so einfühlsam zu möglich zu sein.
Das zu lernen und auch die Möglichkeit zu bekommen, das zu lernen, ist wichtig, denn nichts ist schlimmer, als wenn alle Seiten bei so einem Gespräch überfordert sind.
-> Die Doku in der ARD-Mediathek (bis 20. Juni 2021)
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