Die SWR3 MorningShow

FR 12.06.2020 | 6.00 Uhr | SWR-Fernsehen

Das Schöne am Radio ist ja: Man kann es nicht sehen. Man kann sich nur vorstellen, wie die Leute aussehen, die da moderieren, wie das Studio aussieht – und wie aufregend es im Verkehrszentrum ist.
Jeden Morgen aber entzaubert das SWR-Fernsehen diese Show im Kopf: Denn die „SWR3-Morningshow“ läuft nicht nur im Radio bei SWR3, sondern von 6 bis 8 Uhr auch im Fernsehen. Allerdings handelt es sich dabei letztlich doch nur um abgefilmtes Radio, das wenig bis nichts zusätzlich kosten darf.

So gibt es zwar ein paar festinstallierte Kameras, aber irgendwie hätte man an die Einstellungen noch mal ran gehen können – zumindest am Freitagmorgen. Die Nachrichtensprecherin steht irgendwie am unteren Bildrand und wird auch noch überdeckt von der Einblendung der Nachrichten als Laufband. Immerhin sieht man ihren Kopf, und man sieht, wie sie nach dem letzten gesprochenen Wort aus dem Studio rennt. Übrigens nach zweieinhalb Minuten, mehr Nachrichten mutet man den SWR3-Hörern nicht zu.
Während der Wettermann seine Wettervorhersage liest, ist er – vermutlich mangels Kamera – nicht im Bild. Stattdessen sehen wir die beiden crazy draufen Morningshow-Moderatoren an ihren Mikros stehen, einer macht ungelenke Tanzbewegungen, um den 13 SWR-Fernsehzuschauern zu zeigen, wie unfassbar gut drauf er um 6.03 Uhr schon ist. Je nach Kameraposition ist übrigens immer einer der beiden Moderatoren vom Mikrohalter verdeckt. Immerhin aber sieht man sie, wenn auch nur im oberen rechten Bildrand.
Das Verkehrszentrum besteht übrigens aus einem Schreibtisch und einem Monitor sowie dem Mann, der liest, was auf dem Monitor zu lesen ist. Für die SWR-Zuschauer werden die Verkehrsmeldungen auch per Laufband eingeblendet, allerdings reicht die Zeit nicht, alles einmal durchlaufen zu lassen.

Während die coole SWR3-Pop-Chartsmusik läuft, sieht man im SWR-Fernsehen keine Videoclips, sondern einen Splitscreen. Oben links stehen Schlagzeilen, unten links ein paar Wetterinfos, daneben Verkehrsinfos. Unten rechts sind nichtssagende Standbilder von leeren Autobahnen und Bundesstraßen zu sehen. Immerhin erfährt man daraus, dass die Autobahn, die da zu sehen ist, leer ist. Welchen Nutzen das für den SWR-Zuschauer haben könnte, ist unklar. Außer, dass man denkt: Ui, ist ja ganz schön leer auf der B14 am Kappelbergtunnel in Richtung Stuttgart.
Auch erfahren wir, welcher Song läuft und welcher als Nächstes kommt.
Oben rechts sehen wir die Moderatoren, allerdings blöderweise verdeckt vom SWR-Senderlogo. Einer rennt erst mal raus, der andere blättert erst mal durch die „Bild“-Zeitung. Und weil zwischen den Songs nur ein Jingle läuft – die Hörer und Zuschauer müssen dringend erfahren, dass sie SWR3 hören – kann auch der andere nach der Zeitungslektüre noch mal raus. Aufs Klo vielleicht – leider gibt es da keine Kamera.

Dann ist doch mal Zeit für Inhalt. Es geht um Rettungsschwimmer, die erzählen, wie die Lage ist. Der Beitrag ist fertig, die Moderatoren müssen ihn nur anmoderieren. Der Beitrag ist flott geschnitten, im Musik läuft permanent Plingplangmusik, damit es nicht langweilig wird, und immerhin hat dieser Beitrag auch gute zwei Minuten gedauert, bevor sich Hörer und Moderatoren wieder bei Musik entspannen können.
Zehn Minuten und zwei Songs später plaudern die beiden Moderatoren über die Senkung der Mehrwertsteuer – also, zumindest einer von ihnen hat den Zettel mit dem Text in der Hand. Auch diese anderthalbminütige Plauderei ist mit Musik unterlegt, damit ja keiner wieder einschläft, und ein dazu passender Beitrag kommt erst gar nicht.

So geht das alle halbe Stunde. Nachrichten, Wetter, Verkehr, Musik, Musik, Beitrag, Musik, Musik, Plauderei, Musik, Musik, Trailer, Nachrichten…
„Die SWR3 Morningshow“ ist ein routiniert gemachtes Formatradio, das nicht wirklich oder gar keine Überraschungen bietet. Warum man das fürs Fernsehen abfilmt, obwohl aufs Fernsehen nie Bezug genommen wird und auch niemand in eine der Kameras schaut, nicht nicht klar. Vermutlich sind es schlicht sehr preiswerte Sendeminuten.


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