Zuhause mit Sido: Zoff mit der Bild

FR 15.05.2020 | 8.00 Uhr | Youtube

Es war eine, sagen wir mal, spannende Woche für Sido. Er galt zwischenzeitlich als verloren – an die Verschwörungstheoretiker nämlich.
Dem Hip-Hopper Ali Bumaye sagte Sido in einem Interview in der Youtube-Sendung „Ali therapiert“ zuvor, er könne sich vorstellen, dass an der QAnon-Verschwörungstheorie was dran ist. Dabei geht es um eine unsichtbare US-Schattenregierung und darum, zig Kindern in irgendwelchen Bunkern gefoltert und getötet würden, und dass aus deren Blut ein Verjüngungstrank entstehe. Wobei man differenzieren muss: Eigentlich sagte er das so nicht mal genau, er redete nur von Entführungen von Kindern, und dass es reiche Leute mit Einfluss gebe.
Auch sagte er, dass es gut sei, dass es alternative Medien gebe. Er sagte aber auch, dass er sich alternative Medien wünsche, die die Wahrheit sagten, und es scheint eindeutig, dass er damit nicht Verschwörungsmedien meint, die jetzt ihre „Wahrheiten“ verbreiten.
Es sind mitunter streitbare Dinge, die Sido in dem Gespräch sagt. Darüber könnte man sicherlich mit ihm diskutieren. Ihn aber in die Reihe der Verschwörungstheoretiker wie Hildmann oder Naisoo zu stellen, ist falsch, unfair und fast schon bösartig.
In einem entsprechen Bericht auf Youtube schreibt die Bild-Redaktion unter das Video: „‚Vielleicht hat er Kinderblut getrunken‘, sagt Sido im YouTube-Format ‚Ali therapiert‘ von Bushidos Ex-Label-Kollege Ali Bumaye (35) und lacht. Klingt verschwörerisch, war aber nur ein Scherz, über den Sido in der Tat lachte. Und durch diesen Satz begann überhaupt erst das Gespräch darauf zu kommen.

Aber Boulevardmedien wie die „Bild“ greifen das dankbar auf. Große Schlagzeilen sorgen für große Aufmerksamkeit. Jetzt auch noch Sido verloren?
In dieser Woche tauchte ein Bild-Kamerateam vor seinem Grundstück bei Berlin auf. Sido bekam das mit und ging auf die Reporter zu. „Schämst du dich nicht? Schämt ihr beide euch nicht?“, fragt er. „Bist du stolz auf deinen Beruf? Bist du stolz darauf, auf das, was du hier machst?“ Und die Reporterin antwortet mit schüchtern wirkender Stimme: „Wir fragen ja nur.“ Sido will dann wissen, was wäre, wenn bei ihr vor der Tür jemand filmen würde. Sie antwortet, das wäre eine öffentliche Straße, und sie würden ja nicht auf seinem Grund stehen. Sido schäumt, die Reporter seien Dreck, seien Abschaum. „Warum?“, fragt die Bild-Frau. Fast weinerlich fragt sie ihn, warum er sie so beleidige. „Warum sind wir Abschaum?“
Sido wollte schon weggehen, kommt aber noch mal zurück, kommt schließlich aus dem Gartentor und verscheucht die beiden ziemlich rüde. Man hört, dass etwas kaputt geht, wohl ein Mikro.

Die letzte Attacke hätte sich Sido sparen können. Aber grundsätzlich ist sein Ärger verständlich. Da lungert die Bild-Meute vor seinem Grundstück und wundert sich, dass das den Bewohner stört. Das sind widerliche Methoden. Dass der Deutsche Journalistenverband da ausschließlich Sido auffordert, sich zu entschuldigen, ist da fast schon lächerlich, denn auch die Bild-Methode ist zu verurteilen.

Am Freitag war Sido wieder mehr als zwölf Stunden live bei Youtube auf Sendung. „Zuhause bei Sido“ ist dann auch am frühen Abend der Vorfall mit der „Bild“ thematisiert worden. Ihm sei der Angriff unangenehm sagte er im Gespräch mit seinem Techniker Chris Guse. Gerade in Bezug auf seine Kinder. Er wolle nicht, dass sie sich in der Schule für den Vater rechtfertigen müssten. Wenn nur ein Elternteil nicht gut finde, was er da getan habe und sich die Kinder rechtfertigen müssten, dann sei das falsch. Er wolle, dass seine Kinder normal aufwachsen, ohne den Promi-Einfluss. So ein Angriff sei dafür nicht förderlich. Andererseits machte er aber auch klar, dass die Bild-Aktion selbst Mist war – und dafür wird er auch von seinen Fans gefeiert.
Zuvor hatte er noch im Social Media geschrieben, dass die Reporter froh sein könnten, dass nur das Mikro kaputt gegangen sei.
Und auch zum Vorwurf, er sei Verschwörungstheoretiker äußerte er sich ganz klar. Er distanzierte sich scharf von Leuten wie Hildmann und Naidoo, und er sagte auch, er müsse sich besser überlegen, was er zu bestimmten Themen sagte.

In „Zuhause bei Sido“ wirkt Sido nicht, als würde er sich verstellen. In seiner halbtägigen und wöchentlichen Youtube-Sendung ist er ganz er selbst. Und deshalb kann man durchaus ernstnehmen, was er zu den Nachrichten über ihn am Freitag gesagt hat.
Es gibt ganz sicher Dinge, bei denen Sido eine Meinung vertritt, über die man reden könnte, bei der man vielleicht auch nicht auf einen Nenner kommen würde – ein Verschwörungstyp ist Sido dadurch aber noch lange nicht.

-> „Ali therapiert“ auf Youtube


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