Promis unter Palmen – Die große Aussprache

MI 06.05.2020 | 22.20 Uhr | Sat.1

Es war der Moment der Wahrheit. Nachdem Moderator Jochen Schropp die Thailand-Urlauber aus „Promis unter Palmen“ fragte, ob es noch jemanden gibt, der sich entschuldigen möchte, da war sekundenlang Matthias Mangiapane im Bild. Er schwieg.
Ein Matthias Mangiapane muss sich allerdings auch für nichts entschuldigen. Denn jede seiner moralischen Ausfälle hatte natürlich nichts mit fehlender Moral zu tun, sondern damit, dass er sich in einem Format befand. Und was in einem Format passiert, bleibt auch in einem Format. Und in einem Format ist nun nun mal so, weil man in einem Format ist, und weil er ja in diesem Format ist, nutzt er eben auch das Format, um so sein, wie es das Format… also, ähm… Wie auch immer: Mangiapane entschuldigte sich für gar nichts, und damit war er der absolute Verlierer an einem Abend, der denkwürdig war. Aber nicht positiv denkwürdig.

Nach den Zoff- und Mobbingattacken dachte man sich bei Sat.1, so eine nette große Aussprache würde doch sicher wieder die Wogen glätten. Oder wenigstens noch mal gute Quoten bringen. Drei-Loch-Mobber Bastian Yotta war nicht dabei, den wollte man bei Sat.1 nicht mehr haben, wobei Yotta behauptet, er habe abgelehnt zu kommen. Dabei wäre es in der Tat spannend gewesen, wie sich dieser Mensch zu seinen Taten positioniert hätte.

Es war wieder ein spannendes Stück Menschenkunde, das Sat.1 am Mittwochabend zu bieten hatte.
Während Matthias Mangiapane bewies, dass er so ist, wie er ist und dass er in der Realityreihe offenbar tatsächlich sein wahres unschönes Gesicht zeigte, war sich Carina Spack wenigstens bewusst, dass sie Mist gebaut hat, und sie legte darauf wert, schon nach Ausstrahlung ihrer Mobbingattacken um Entschuldigung gebeten zu haben. Sie habe sich kindisch und falsch verhalten, sagte sie.
Der aus Brasilien zugeschaltete Ronald Schill amüsierte sich wieder köstlich, sah auch keinen Anlass, sich für die tätlichen Anzüglichkeiten gegenüber Janine Pink zu entschuldigen. Wobei sie dafür auch keinen Anlass sah, sie habe sich nicht belästigt gefühlt und sei dann ja auch gegangen, als ihr die Grabbeleien Schills zu viel wurden.

Auch Desiree Nick sah sich leider zu einer Entschuldigung auch nicht in der Lage. Sie hätte sich keinen Zacken aus der Krone gebrochen, auch wenn ihre Erklärungen durchaus nachvollziehbar sind. Sie spielte ihre Rolle, sie wollte Entertainment.
Sie sagt, und damit hat sie nicht mal ganz unrecht, sie sei mit Claudia Obert bei ihren Streitigkeiten immer auf Augenhöhe gewesen. Es war ein Disput, der von ihr gewollt war, um eine Show zu liefern.
Ein spannender Punkt, der in der Nachbetrachtung meistens stimmt. Wenn sich die Nick mit der Obert zoffte, dann machten sie das mit offenem Visier. Nick teilte aus und wartete, dass Obert zurücklieferte. Meistens war das auch so. Die Handgreiflichkeiten hätte sich die Nick dennoch sparen können.

Einerseits legte die Nick damit den Grundstein für die Mobbingattacken von Yotta, Mangiapane und Spack gegenüber Claudia. Denn die drei setzten fort, womit die Nick begonnen hatte. Offenbar mit einem Unterschied: Bei Nick war es eine Show, wenn auch eiskalt geplant. Bei den anderen drei zeigte sich der wahre Charakter, ihre Mobbereien waren echt, und sie waren fies, und sie waren dreist, und sie waren widerlich. Weil: Die meinten das alles ganz genau so, wie sie es sagten. Wenn Mangiapane die Obert ein Viech nennt, dann ist das widerwärtig, weil er es genauso meint, und weil er es hinter ihrem Rücken so meint und nicht wegen der Show und nicht, damit Obert mit ihm auf Augenhöhe diskutieren wollte.
Man muss und man kann auch nicht alles gut finden, was die Nick gemacht hat. Aber der Dreier-Mob später war einfach nur niederträchtig, und nur eine davon hat es am Mittwoch eingesehen. Vom Yotta hört man, er habe sich auch entschuldigt.

Und auch in der Aussprache zeigte sich die gute Seele von Tobias Wegener, den das alles schon wieder ziemlich mitgenommen hat, dem diese Streitigkeiten wieder sehr unangenehm waren. Er ist der eigentliche Gewinner dieses Abends und überhaupt dieses denkwürdigen Promi-Experimentes.
Auch Jochen Schropp, der dieses Chaos moderieren musste oder durfte, gebührt Respekt. Ihm sah man das Entsetzen über das Spektakel vor ihm in einigen Momenten deutlich an, und man kann für ihn nur hoffen, dass Sat.1 ein gutes Schmerzensgeld gezahlt hat.

-> Die Sendung bei Joyn


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Kommentare

2 Antworten zu „Promis unter Palmen – Die große Aussprache“

  1. ThomasS

    Vorgestern bin ich auf Youtube auf ein Interview mit Mattheu Ricard gestoßen, einem ehemaligen Neurowissenschftler westlicher Herkunft, der zum buddhistischen Mönch wurde und mittlerweile Schüler und Übersetzer des Dalai Lama ist. Hochinteressant!
    Er erklärt recht plausibel, dass es im Buddhismis keinen Gottesbegriff gibt, sondern dass dort Pech und Glück nicht auf dem Prinzip von Strafe und Belohnung durch ein höheres Wesen basieren (wie etwa in unserer jüdisch-christlichen Tradition), sondern auf dem simplen Begriff von Ursache und Wirkung. Was du anderen Übles antust, kommt auf dich zurück .. ähnlich wie ein Stein, den du in die Luft wirfst, irgendwann zwangsläufig wieder auf dem Boden landet. Dasselbe gilt umgekehrt natürlich auch für deine guten Taten bzw. gedanken, für die dir dann im Gegenzug wiederum Gutes widerfährt.

    Wenn ich mir deinen Bericht so durchlese, kommen mir durchaus Zweifel an dieser Theorie. Herr Yotta hat ja sogar die Gewinnsumme kassiert. Frau Nick konnte sich herrlich reinwaschen und glaubt wahrscheinlich selbst daran, dass sie mit ihrem unangenehmen Auftreten seinerzeit alles richtig gemacht hat. Aber vielleicht bin ich auch zu ungeduldig. Das Konzept des Buddhismus funktioniert ja über den Tod hinaus. Wobei ich es durchaus nicht als Rückstufung empfinden würde, aufgrund meiner Untaten als Insekt wiedergeboren zu werden. Eine Spinne etwa darf einfach nur ihrer Natur folgen. Die kann gar nicht anders. Wir Menschen hingegen haben unseren Verstand und unser Gewissen, die uns quälen.

  2. Das Konzept, dass die Zuschauer nicht abstimmen, wer das Geld gewinnt, hat mich auch beim „Sommerhaus der Stars“ schon gestört.

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