FR 26.04.2019 | 0.00 Uhr (Sa.) | NDR
1994 ist man auch beim NDR aufgewacht. Mit dem N-Joy-Radio ging im April das fünfte Radioprogramm des NDR auf Sendung, und alles war sehr cool.
Am späten Freitagabend zeigte der NDR zum 25. Geburtstag der Jugendwelle eine Doku über die Anfänge des Senders und darüber, wie sich das Programm bis heute entwickelte. Das war in vielerlei Hinsicht interessant.
1994 war der NDR schon ziemlich angestaubt, und die Privatsender machte dem öffentlich-rechtlichen Sender im Norden zu schaffen. Eine junge Welle musste her, und der NDR kam da relativ spät aus dem Mustopf.
Radio Bremen hatte schon seit 1986 ein Jugendradio. Selbst der DDR-Hörfunk hatte das mit dem Jugendradio DT 64. ORB und SFB machten dann auch Jugendprogramme, und schon 1993 ging mit Fritz der gemeinsame Jugendsender on Air.
Als N-Joy-Radio 1994 startete, ging tatsächlich ein Ruck durch den NDR.
Die Moderatoren waren jung, es herrschte scheinbar ein fröhliches Chaos, und es wehte ein frischer Wind. Die Jugendlichen bekamen ihre Musik, aber auch das Wort kam nicht zu kurz – auch wenn man im Gegensatz zu Fritz vom ORB/SFB mehr auf den Mainstream setzte.
Das zu sehen, macht Spaß.
Umso merkwürdiger ist das, was N-JOY offenbar 2019 ausmacht. Der Senderchef ist 45 und macht seinen Job gut 20 Jahre lang. Die Moderatoren der Morningsendung gehen auch auf die 50 zu und machen das auch schon seit 20 Jahren. Und das Senderlogo ist inzwischen brav in die extrem biedere Logofamilie des NDR eingegliedert worden und wirkt wie eine versteinerte Betonwüste.
Sehr viele andere heutige Moderatoren hat die Doku nicht gezeigt. Und das wirft nicht das beste Licht auf diesen Sender. Jung bleiben ist ja eine schöne Sache, und ganz sicher sind die beiden Morningshow-Herren bei N-JOY irgendwie Kult. Aber müsste man nicht selbst mal erkennen, dass auch da eine Verjüngung mal gut tut? Sollten Moderatoren eine Jugendsenders nicht auch halbwegs zur Zielgruppe gehören?
Beim rbb sind viele Fritz-Moderatoren später zum „älteren“ radioeins gewechselt, und im Idealfall sollte das genauso ablaufen. Denn der Jugendsender muss jung bleiben und die heutige Jugend ansprechen.
Den Absprung hat man beim NDR offenbar verpasst, auch wenn die Herren sich nun selbst mit dem Smartphone filmen und sich dadurch für jugendlich frisch halten. Aber eigentlich wirkt das ein bisschen peinlich. Vor allem wenn man diese Momente der Doku mit denen aus den 90ern vergleicht. Da standen junge Leute am Mikro, die frisch waren, jung und für die damalige Zeit unangepasst.
Kein Wunder dass die Doku vor allem nostalgisch wirkte. Als ob die Macher des Filmes sagen wollten: Hey, schaut auf 1994, wie aufregend das damals alles war! 2019 gibt es zwar immer noch Aktionen, die Aufmerksamkeit erregen. Aber N-JOY wirkte in der Doku im Jahr 2019 erstaunlich bieder.
Da ist der rbb mit Fritz merklich weiter, und daran sollte sich der NDR ein Beispiel nehmen. Damit N-JOY wirklich „Für immer jung“ bleibt.
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