Das ProSieben-Auswärtsspiel

SA 24.09.2016 | 20.15 Uhr | ProSieben

In Sachen Fernseh-Anarchie ist ProSieben ja schon länger ganz weit vorn. In „Schlag den Raab“ dauerte es schon mal sechs Stunden, bis jemand gewann, und wenn das Team vom Studio zur anderen Location wechselte, dann dauerte das eben, und die Kameras liefen weiter. Mit dem „ProSieben-Auswärtsspiel“ hat man das am Sonnabend auf die Spitze getrieben.

Die Idee: Leute konnten sich darum bewerben, die Show zu sich nach Hause zu holen, und noch zu Beginn der Live-Show weiß keiner, wo das ganze denn nun stattfindet. Dann kommt das Team, und im Haus, im Garten, in der Wohngegend und auf dem Sportplatz ein paar hundert Meter weiter gehen dann die Spiele über die Bühne.
Der Aufwand ist immens, und wenn es schon nicht immer spannend war – irgendwie war es doch immer interessant.

Das erste „ProSieben-Auswärtsspiel“ fand irgendwo in Hessen statt, allerdings hätte man sich offenbar die Geheimnistuerei um den Spielort sparen können. Schon als Elton und Palina dort ankamen, standen dort Dutzende Menschen Spalier. Aber vermutlich würde das alles auch funktionieren, wenn im Ort schon bekannt ist, dass alles dort stattfindet.
Andererseits: Zu beobachten, wie eine Show erst live entsteht, sieht man nicht alle Tage. In den ersten Minuten wurde Technik im Garten aufgebaut, später Scheinwerfer auf der Wohngebietsstraße postiert, zig Spiele aufgebaut, lange Kameraseile gezogen und und und.
Die Spiele waren aufwändig, und manchmal drohte Elton alles zu entgleiten, weil wieder irgendjemand nicht zugehört und die Regeln nicht verstanden hat. Aber diese Anarchie, diese Ungewissheit, was kommt und ob alles funktioniert, machte diese Show aus.
Und vor allem: Da wurde mal was Neues ausprobiert, und es war kein durchgestyltes, fertiges Produkt. Heutzutage muss man allein dies schon würdigen.
Dass die Kritiken so mies ausfielen, ist da kaum nachzuvollziehen. Die Sendung hat Potenzial, und an einigen Stellschrauben kann man noch drehen. Zum Beispiel wäre es eventuell sinnvoller, eine ganze Nachbarschaft antreten zu lassen – denn dann haben von dem Show-Trubel finanziell mehr Leute was davon, wenn sie gewinnen.

Dass hierzulande der Sozialneid immer schlimmer wird, ist da ein ärgerlicher Nebenaspekt. Im Internet tobten sich viele Leute aus, die meinten, der Kandidat hätte doch keine 100.000 Euro nötig, weil er ja so ein tolles Haus hat, und überhaupt. Ich wusste gar nicht, dass solche Leute (die sicherlich einen knackigen Kredit abzahlen) nicht mehr an solchen Sendungen teilnehmen dürfen. Dieses Nichtgönnen ist unangenehm.


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