SA 20.04.2013 | 23.20 Uhr | Das Erste
Eine spannende und fast schon niederschmetternde Politlektion in einer Comedyserie? Das funktioniert! „Der Tatortreiniger“ hat es am späten Sonnabendabend im Ersten bewiesen.
Schotty (Bjarne Mädel) hat schon die grausamsten Tatorte vom Blut und dem restlichen menschlichen Unrat gesäubert. Aber diesmal hatte er es mit einem ganz besonderen Fall zu tun. In einem Zimmer eines Heimatvereins ist ein Mann so unglücklich gefallen, dass er starb. Aber Schotty erstarrt, als er den Raum betritt: Vor ihm tut sich eine Nazi-Parallelwelt auf. Hakenkreuze, „Mein Kampf“, Hitlers Originalscheiße. Und dazu Leute, die von der Ideologie des Dritten Reichs überzeugt sind.
Es entspinnt sich eine sehr spannende und absurde Diskussion zwischen Schotty und dem Chef des Nazivereins. Letzterer sagt, Hitler habe andere Länder überfallen und werde verurteilt, aber auch andere Herren der Geschichte seien Barbaren gewesen, und man verehre sie. Und so weiter. Schotty blieb nichts, als zu sagen, er sehe das alles anders. Genaue Argumente hatte er nicht, nur sein Bauchgefühl und seinen Anstand. Immer wieder malte er sich aus, wie er den Nazi umhaut, aufhängt oder sonstwie ausschaltet.
Diese Folge war gleichzeitig extrem witzig, aber auch sehr erschreckend. Denn sie hielt uns allen einen Spiegel vors Gesicht. Was wissen wir über die Geschichte, wie würden wir argumentieren? Denn das Problem ist, und das wurde sehr eindringlich dargestellt: Nazi haben bekloppte Ansichten und zu verurteilende Denkweisen – aber sie können gut argumentieren und uns damit überrumpeln. Manchmal sogar auf eine Weise oder mit Themen, bei denen man ihnen fast zustimmen könnte. Genau so arbeiten Nazis ja heutzutage, sie kümmern sich um Kampagnen gegen Kinderschänder oder gegen den Euro. Viele fallen drauf rein, ahnen gar nicht, dass sie sich einer Nazisache anschließen.
Ihnen beizukommen, ist oft eine Herausforderung. Auch Schotty stellt fest: Er ist anderer Meinung, auch wenn er das gar nicht so genau begründen kann. Also macht er das einzig richtige: Er überlistet sie, zeigt ihnen ihre Dummheit. Einen kleinen Lakaien haut er übers Ohr und schafft es so, den ganzen Nazikram auf dem Müll zu entsorgen.
Ein schöner Schluss. Aber wenn’s denn mal so einfach wäre…
„Schottys Kampf“ hat völlig zurecht einen Adolf-Grimme-Preis bekommen und sollte noch viel öfter gezeigt werden!
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