Nordfriesland (1): Hakensuche in Kotzenbüll

Gleich zu Anfang sei mal klargestellt: Die Überschrift haut so nicht hin. Aber sie war zu gut, um drauf verzichten zu können. Und richtig falsch ist sie ja auch wieder nicht.
Aber ganz von vorn.
Wir gönnten uns ein Wochenende in Nordfriesland. Radiopilot hatte einen Auftritt in St. Peter-Ording, und wir nutzten diesen Umstand für einen Miniurlaub.
Die Wetteraussichten waren katastrophal. Regen, Regen und noch viel mehr Regen. Wir sollten also vom schönsten Sommerwetter ins miese, kalte Schietwetter fahren.

Zwischenstation an der A24-Raststätte Gudow (Felix: „Gudrun“). Die haben da einen Burger King und gerade Ananas-Hawaii-Wochen. Aber ob das wirklich so sein muss, dass der Hühnchen-Ananas-Stick (immerhin 2 Euro) total verbrannt ist, wage ich anzuzweifeln. Schmeckte jedenfalls suboptimal. Fleisch und Frucht waren trocken und schwarz. Lecker.
Gleichzeitig war übrigens Sonnenfinsternis, im Radio ein Megaevent – live nicht so ganz. Denn wirklich zu sehen war nichts.

Hamburg, Radiopilot und der Schwanenwik. Das sind drei Dinge, die auf den ersten Blick nicht so viel gemeinsam haben. Haben sie aber doch. Als wir das letzte Mal zum Radiopilot-Konzert nach Hamburg verfuhren wir uns, fanden den Schwanenwik nicht. Die Straße mussten wir laut Routenplaner passieren. Und auch diesmal: Wir fuhren in die falsche Richtung. Und stellen einmal mehr fest: Der Routenplaner sagt etwas falsches. Wir müssen aus Hahn kommend rechts abbiegen in Richtung Schwanenwik – und nicht links. So drehten wir also wieder um – genau da, wo ich im letzten jahr auch mit Mandy umdrehte.
Unterdessen zog sich langsam, aber sicher der Himmel zu.
Hinter Hamburg dann: unwetterartiger Regen. Es schüttete. Der Sommer war mit einem Schlag vorbei.

Als wir am Hotel ankamen, tröpfelte es noch, aber nicht der Rede wert. Wir erreichten das Hotel „Fernsicht“ nach kurzem Suchen. Es ist recht preiswert, und so waren wir auf den Haken gespannt.
Der erste: Das Hotel liegt, anders als uns angekündigt, gar nicht in Kotzenbüll, sondern in Tönning. Kotzenbüll liegt weit außerhalb von Tönning.
Erstaunliche Unterschiede zeigten sich in der Zimmereinrichtung: Obwohl die gleichen Preise gelten, war der Niveauunterschied durchaus beeinruckend. Unser Zimmer im Keller (hinter der Tür mit dem Schild, das zur Toilette weist) war eine echte Muchtbude. Rumpelschränke aus den 70ern, ein Minitisch und ein seltsames, sehr weit gefedertes Bett. Der Fernseher war eine Briefmarkenausgabe, vermutlich aus den 80ern importiert. Der Stand-By funktionierte. Das war aber auch alles – wenn man mal vom Schlag absieht, den Felix bekam. Die Rezeptionsfrau wollte mal nachfragen, was mit dem Teil sei. Hat sie wohl vergessen. Im Bad die Duschkabine war eine sehr labile Einrichtung: Auf den Wannenrand mussten drei Abtrenner ausgeklappt und aufgestellt werden. Nun ja. Einmal ist mir das Ding schon fast um die Ohren geflogen. Die Aussicht nach draußen bestand aus einem Graswall. Eindrucksvoll war auch die Nachttischschrankatrappe.
Ganz anders unser zwetes Zimmer im Erdgeschoss. Viel heller, ein schickeres Bett (wenn auch ebenso weich), eine Ledercouch, ein schicker Stuhl, ein Tischchen und ein vernünftiger Fernseher. Dafür jedoch, im Gegensatz zum Kellerzimmer, kein Telefon.
Sehr schön war aber auf jeden Fall die Lage des Hotels: direkt am Ufer der Eider gelegen hatte man einen schönen Blick auf den Fluss – mit Ebbe und Flut.

Rückkehr nach zehn Jahren. Im August 1998 war ich mit Marcel einen Tag und eine Nacht in St. Peter-Ording. Der Radiopilot-Aufritt am Ordinger Strand führte mich also wieder hin – diesmal also mit Sabi und Felix.
Erstaunlicherweise gab es im Zentrum sogar einen kostenlosen Parkplatz. Also ab zum Strand!
Von der Ostsee kennt man das: Hinterm Deich kommt Wasser. Nicht an der Nordsee. da sieht man nur langgestreckte Wiesen. Die Seebrücke ist im Grunde genommen keine. Über Flutsaum und Salzwiesen liefen wir zum Strand, das dauerte mehr als eine Viertelstunde. Der Wind blies uns ins Gesicht.
Der Strand von St. Peter-Ording gilt als einer der weitläufigsten in Europa. Unendliche Weiten, allerdings bei heftigen Sturmfluten komplett überschwemmt – bis zum Deich. Klar dass der Sand auch nicht so locker-zucktig ist wie and er Ostsee. Die dortigen Strände sind unschlagbar.

Rekord: Kaum hatte ich die Cola beim Italiener bestellt, schon stand eine Kellnerin hinter mir und stellte sie auf den Tisch. Dauerte nicht mal eine halbe Minute. Diese neumodischen Geräte, in die alles eingegeben wird, scheint das möglich zu machen.

Inzwischen herrliches Wetter, von Regen ist nichts mehr zu sehen. Am Ordinger Strand findet die Kite-Surf-Trophy statt. Surfer stehen auf ihren Brettern und lassen sich von Drachen ziehen. Sehr imposant. Auf der Bühne auf dem Strand spilete unterdessen Radiopilot. Es ist der Tag, an dem die „Monster“-Single erscheint. Die Kulisse ist grandios: In der Ferne rauscht das Meer, die Sonne geht unter und hinterlässt einen feuerroten Himmel (entsprechende Bilder demnächst im meinVZ).
Nach Radiopilot spielte die dänische Band Dúné feinsten Rock. Ich kannte sie nicht, aber sie müssen sich im Norden durchaus schon einen Namen gemacht haben. Der Strand war voll, die Leute begeistert.

Nächtlicher Autoausflug zum Strand: Auch dort befinden sich Parkplätze, an einem bestimmten Aufgang gibt es eine Überfahrtmöglichkeit zum Strand. Das Problem: Nachts gibt es keine Laternen und man weiß nicht unbedingt immer, wo man denn nun hin muss. Das wurde uns vor 10 Jahren schon mal fast zum Verhängnis, als wir auf der Rückfahrt fast nicht mehr den Deich gefunden hatten. So drehte ich recht bald um, und blieb fast im Zuckersand stecken. Aber nur fast. Ansonsten hätten die anderen beiden schieben müssen…

Die Welt ist in Nordfriesland. Zumindest gibt es dort einen Ort namens Welt, zwischen St. Peter-Ording und Tönning. In der tiefsten Dunkelheit hielten wir am Ortsschild an und machten erstmal Fotos…


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